Schäfer zu Katar: DFB und München könnten viel bewegen

Der frühere Fußball-Bundesligatrainer Winfried Schäfer hat die immer stärker werdenden Diskussionen im Sport um politische Fragen wie Menschenrechte begrüßt, aber zugleich eine differenzierte Sicht auf die Dinge angemahnt.

«Ein moralischer Aufschrei ist erst einmal gut. Aber wie so häufig wird es komplizierter, wenn man genauer hinschaut», sagte Schäfer (71) im Interview der Sonntagszeitung der «Frankfurter Allgemeinen».

Auf der Jahreshauptsammlung des FC Bayern München war es Turbulenzen rund um das Thema Katar gekommen. Zahlreiche Fans stören sich an den Geschäftsbeziehungen ihres Clubs mit dem Gastgeberland der Fußball-WM 2022, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Die deutsche Nationalmannschaft will sich vor der WM unter anderem mit diesem Thema beschäftigen und darüber informieren.

«Die Beziehung zum Westen ist sehr wichtig, und ich glaube, man versucht sehr wohl, vieles im Sinne besserer Arbeits- und Lebensumstände zu verändern. Das habe ich sowohl in Katar als auch in den Emiraten erlebt. Da können Schwergewichte wie die Bayern und natürlich der DFB viel bewegen», sagte Schäfer. «Mit Respekt und auf Augenhöhe kann man sagen – wir bitten um eine Zusammenarbeit, nicht nur auf sportlicher, sondern auch auf menschlicher Ebene. Wichtig ist der Dialog. Wir sollten nicht arrogant auftreten, das steht uns auch gar nicht zu, und mit einem Boykott erreicht man nichts.»

So könnte man zum Beispiel den Deutschen Fußball-Bund bitten, gemeinsam mit den Vereinen einen verbindlichen, neuen ethischen Leitfaden für nationales und internationales Sponsoring zu erarbeiten. «Dann kann man in Zukunft auf die Sponsoren zugehen und klar sagen, welche Maßstäbe man in Deutschland hat und was man von einem Sponsor erwartet, vom Geld abgesehen», sagte Schäfer.

Für Deutschland werde es sehr schwer, «das fußballerische Niveau zu halten, wenn man sich Auslandsgeldern weiter verschließt», sagte Schäfer, der als Profi 1970 mit Borussia Mönchengladbach deutscher Meister wurde und als Trainer unter anderem in Israel, Katar, Thailand, Aserbaidschan und Jamaika arbeitete. Deutschland habe das Auslandsgeschäft, anders als zum Beispiel England, wo Länder wie Katar massiv Geld investieren, «ohnehin völlig verschlafen.»