Scholz zu DFB-Ausrüsterwechsel: Entscheidung des Verbandes

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat im Gegensatz zu seinen Kabinettskollegen Robert Habeck und Karl Lauterbach den Ausrüsterwechsel beim Deutschen Fußball-Bund von Adidas zu Nike unkommentiert gelassen.

«Der Kanzler sagt dazu: Das ist eine autonome Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes», sagte der Stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin.

Zuvor hatten sowohl Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Habeck (Grüne) als auch Gesundheitsminister Lauterbach (SPD) Kritik daran geäußert, dass der DFB seinen Vertrag mit dem fränkischen Unternehmen Adidas auslaufen lässt und 2027 zum US-Sportartikelhersteller Nike wechselt. «Ich kann mir das deutsche Trikot ohne die drei Streifen kaum vorstellen. Adidas und Schwarz-Rot-Gold gehörten für mich immer zusammen. Ein Stück deutscher Identität. Da hätte ich mir ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht», hatte Habeck erklärt.

Lauterbach hatte auf X (vormals Twitter) geschrieben, er halte es «für eine Fehlentscheidung, wo Kommerz eine Tradition und ein Stück Heimat vernichtet». Auch zahlreiche andere deutsche Spitzenpolitiker wie CSU-Chef Markus Söder oder Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hatten die DFB-Entscheidung kritisiert.

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kritisierte den Ausrüsterwechsel. «Die Erfolgsgeschichte begann 1954 mit dem unvergessenen WM-Sieg, der unserem Land wieder Selbstbewusstsein gegeben hat. Deshalb ist es falsch, schade und auch unverständlich, dass diese Geschichte jetzt enden soll», schrieb der CSU-Politiker auf X (früher Twitter). Die Nationalelf «spielt in drei Streifen – das war so klar, wie dass der Ball rund ist und ein Spiel 90 Minuten dauert».

«Deutscher Fußball ist Heimat pur – und kein Spielball internationaler Konzernkämpfe. Kommerz ist nicht alles. Mehr Geradlinigkeit hätte dem DFB trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen gut zu Gesicht gestanden», erklärte der 57-jährige Söder. Der deutsche Fußball sei immer auch «ein Stück deutsche Wirtschaftsgeschichte» gewesen. Adidas hat seinen Sitz in Herzogenaurach im Freistaat Bayern.

Wechsel für Merz «unpatriotisch»

Auch für den CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ist der Ausrüsterwechsel nicht nachvollziebar. «Das ist eine für mich völlig unverständliche Entscheidung», sagte der Oppositionsführer im Bundestag in Berlin. «Und ich muss ehrlich sagen: Sie ist auch unpatriotisch.» Natürlich müsse der DFB auch ökonomisch arbeiten. Für ihn stünden aber auch andere Erwägungen mit zur Abstimmung, sagte Merz. Er wies darauf hin, dass der DFB mit Adidas viermal Fußball-Weltmeister geworden sei.

Für Thüringens Ministerpräsidenten Bodo Ramelow ist der Ausrüsterwechsel «seltsam». Wenn Adidas oder Puma ein Markenzeichen für deutsche Qualität seien, dann würde er sich freuen, wenn das die Nationalmannschaft auch mit deutscher Qualität nach außen werbend zeige, sagte der Linke-Politiker bei RTL/ntv. «Diese Reduzierung ausschließlich auf Geld und Dollarzeichen geht mir echt auf die Nerven», erklärte Ramelow.

Ex-Adidas-Chef «überrascht»

Der frühere Adidas-Chef Herbert Hainer zeigte sich vom Ausrüsterwechsel überrascht gezeigt. Als Präsident des FC Bayern München hob er zugleich die Bedeutung von Adidas für den deutschen Rekordmeister hervor. «Ich kenne die Details und Hintergründe nicht, aber ich bin schon überrascht, dass diese Entscheidung nach einer über 70 Jahre langen erfolgreichen Partnerschaft nun so vom DFB getroffen wurde», sagte Hainer mehreren Medien.

«Für den FC Bayern ist Adidas stets ein sehr guter und absolut verlässlicher Partner, mit dem der Club seit inzwischen über 60 Jahren hervorragend zusammenarbeitet», führte der 69-Jährige aus.

Hainer leitete den Sportartikelkonzern aus Herzogenaurach 15 Jahre lang. In dieser Zeit stieg der Wert des Unternehmens von drei Milliarden Euro auf das Zwölffache. 2002 verantwortete Hainer die Beteiligung der Adidas AG an der FC Bayern München AG. Seit 2019 ist er Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters. Zudem ist er auch Vorsitzender des Aufsichtsrats.

Am Donnerstag hatte der DFB bekannt gegeben, dass ab 2027 der US-Sportartikelhersteller Nike alle deutschen Nationalteams ausrüsten wird. Damit endet dann eine mehr als 70-jährige Partnerschaft mit Adidas. Bei allen vier WM-Titeln und bei allen drei EM-Titeln der Männer sowie bei den beiden WM-Titeln und den acht EM-Trophäen der Frauen war Adidas der Ausrüster. Die Zusammenarbeit mit Nike ist zunächst bis 2034 angelegt.

Der US-Sportartikelhersteller Nike soll sich den neuen Ausrüster-Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund nach Informationen des «Handelsblatts» ab 2027 mehr als 100 Millionen Euro pro Jahr kosten lassen. Das soll aus Branchenkreisen bekannt geworden sein, wie das Blatt berichtet. Damit würde Nike die bisherige Vertragssumme des aktuellen Ausrüsters Adidas bei Weitem übertreffen. Der langjährige Partner Adidas, der noch bis Ende 2026 alle Nationalmannschaften ausrüstet, soll rund 50 Millionen Euro jährlich an den DFB überweisen. Der Verband hatte den neuen Deal am Donnerstag bekannt gegeben, die Vertragssumme aber nicht genannt. Es hieß lediglich, dass Nike «das mit Abstand beste wirtschaftliche Angebot abgegeben» habe.