Der langjährige Bundesliga-Trainer Martin Schwalb beurteilt die individuelle Klasse in der deutschen Handball-Nationalmannschaft durchaus kritisch.
«Da sollten wir uns nichts vormachen und uns das auch nicht schönreden: Ausnahmekönner wie Dika Mem oder Mikkel Hansen, die ein Spiel alleine entscheiden, haben wir nicht», sagte Schwalb im Interview der Zeitung «Mannheimer Morgen». Den Wunsch von Bundestrainer Alfred Gislason nach mehr Trainingsmöglichkeiten verstehe er deshalb, sagte der 58 Jahre alte Ex-Profi.
«Man hat bei den vergangenen Turnieren gesehen, dass das Zusammenspiel leidet, wenn die Trainingseinheiten fehlen», sagte Schwalb. «Die fehlende Vorbereitungszeit ist ein Problem. Da verstehe ich Alfred zu 100 Prozent, zumal seine Aufgabe durch die Rücktritte einiger erfahrener Spieler nicht einfacher wird.» Gislason hatte Anfang September in der «Sport Bild» eine Verkleinerung der Bundesliga auf 16 Teams angeregt, damit sich der enggetaktete Zeitplan der Spieler entzerrt und er mit den Nationalspielern mehr Lehrgänge veranstalten kann.
Unterstützung für Gensheimer
Den aus der DHB-Auswahl zurückgetretenen, langjährigen Kapitän Uwe Gensheimer verteidigte Schwalb gegen die Kritik von außen. «Wer ein Herz für den Handball hat, muss auch das lieben, was Uwe da macht», sagte Schwalb, der Gensheimer bei den Rhein-Neckar Löwen trainiert hatte. «Wir schaffen es meistens nicht, unsere Stars zu bewundern und richtig einzuordnen.» Gensheimer hatte zuletzt beim olympischen Handball-Turnier in Tokio zwar nur noch eine Nebenrolle gespielt, zählte davor aber jahrelang zu den Stützen des Teams.
«Uwe ist über viele Jahre das Aushängeschild des deutschen Handballs gewesen und wir hatten zuletzt zu oft nichts Besseres zu tun, als es irgendwie beschädigen zu wollen», sagte Schwalb. «Warum bekommen wir es nicht hin, unsere außergewöhnlichen Sportler entsprechend zu würdigen? Ich kann das nicht verstehen.»