Schwimmer Topf erlebt bei Klassifizierung «Demütigung»

Der Traum von erfolgreichen Paralympics wurde für Josia Topf schon vor dem Start des größten Sportfestes der Para-Sportler zerstört.

Denn für den 18 Jahre alten Schwimmer, der von Geburt an keine Arme, keine Knie und zwei unterschiedlich lange Beine hat und sich meist im Rollstuhl fortbewegt, wurde vor den Tokio-Spielen eine neue Klassifizierung angeordnet. Bei dieser fühlte er sich nicht nur unfair behandelt, sondern auch gedemütigt. Er wurde von der zweiten in die dritte Startklasse eingeordnet und muss nun gegen Schwimmer mit deutlich geringeren Beeinträchtigungen antreten.

«Es ist einfach ziemlich scheiße, behindert zu sein. Ich habe mich damit arrangiert, deshalb komme ich damit einigermaßen klar», sagte Topf im «Sportschau»-Interview. Der Athlet war über 50 Meter Freistil Fünfter geworden – 2,43 Sekunden hinter Sieger Diego López Díaz aus Mexiko. «Aber wenn dann jemand kommt und behauptet, man macht nicht richtig mit oder man würde sich dumm anstellen und den ganzen Vorgang sabotieren, dann ist das für einen Behinderten nicht nur ein Schlag ins Gesicht, sondern eine immense Demütigung, die sich eigentlich nicht in Worte fassen lässt.» Auch noch eine Woche später habe er angesichts der Umstände geheult.

Reform gefordert

Bundestrainerin Ute Schinkitz forderte nicht nur wegen Topf eine tiefgreifende Reform. «Das System zur Klassifizierung ist vor langer Zeit entwickelt worden. Und es ist sehr kompliziert, weil kein Handicap gleich ist. Um dem gerecht zu werden, brauchen wir ein unabhängiges Komitee. Das geht nicht mehr im Ehrenamt.» Die Leute würden im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen tollen Job neben ihrer Arbeit machen. Aber das System stoße an seine Grenzen, so Schinkitz.

Topf prangerte die Umstände seiner Klassifizierung an. Der Erlanger habe von Anfang an den Eindruck gehabt, «dass mir die Prüfer nicht mit einer neutralen Gesinnung gegenüberstanden». Ihr Umgang mit ihm sei «überhaupt nicht rühmlich» gewesen, sagte Topf: «Da wurde mir der Fuß umgedreht, mir wurden Vorwürfe gemacht, dass ich mich nicht richtig verhalte und dass ich nicht richtig mitmachen würde.»

Bei der Klassifizierung soll festgestellt werden, wie groß die Einschränkungen der Athletinnen und Athleten durch ihre Behinderung sind. Es gab in der Geschichte der Paralympics auch immer wieder Betrugsfälle.