Sebastian Vettel: Zwischen Umweltschutz und Rennstrecke

In der neuen Rolle des Hoteliers gefiel sich Sebastian Vettel. «Es wird kostenlos sein, vielleicht hätten wir noch ein Schild aufstellen sollen», sagte der Heppenheimer.

Vor dem Großen Preis von Österreich baute der viermalige Formel-1-Weltmeister mit einer Schulklasse ein Hotel für Insekten und Bienen in Form seines Rennautos, gefüllt mit Holz und Bambus – und hatte dabei sichtlich Spaß. «Die Idee dahinter ist, ein bisschen mehr Raum für Insekten und besonders Bienen zu schaffen, damit diese sich besser ausbreiten und leben können», sagte er.

Der Aston-Martin-Fahrer hatte zuletzt auch verraten, dass er während des ersten Corona-Lockdowns ein Praktikum auf einem Bio-Bauernhof gemacht hatte. Schon länger setzt er sich für Nachhaltigkeit ein und sorgte in der Vorwoche im «Spiegel»-Interview für Aufsehen, als er sagte, dass er bei der kommenden Bundestagswahl die Grünen wählen werde und das Thema Umweltschutz für besonders wichtig halte. Dies hatte viele negative Reaktionen hervorgerufen. Vettel, der selbst in der Schweiz lebt, wurde Heuchelei vorgeworfen. «Ich werde auch weiter nicht davor zurückschrecken, um meine Stimme für etwas zu erheben, das ich für wichtig für uns alle halte», sagte er.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit als Herausforderung

Umweltschutz und Nachhaltigkeit seien «nicht irgendeine Modeerscheinung, die wieder verschwinden wird. Sondern das ist ein Thema, das uns alle angeht und das unser aller Leben betrifft», sagte Vettel. Niemand werde «es schaffen, sich dem zu entziehen. Wir stehen hier also vor einer Herausforderung, der wir alle uns stellen müssen. Und das gilt auch für unseren Sport», betonte Vettel, ehe er sich wieder voll und ganz auf seinen eigentlichen Job konzentrierte.

Nach Platz zwölf in der Vorwoche beim Großen Preis der Steiermark soll es an diesem Sonntag (15.00 Uhr/Sky) an gleicher Stelle weiter nach vorne gehen. «Wenn wir einen besseren Samstag schaffen, kann uns auch ein besserer Sonntag gelingen», sagte der Hesse. An diesem Samstag wird Vettel 34 Jahre alt und würde sich mit einer guten Platzierung bei der Zeitenjagd nur zu gerne selbst beschenken.

Holpriger Start bei Aston Martin

Seine erste Saison bei den Engländern nach sechs Jahren bei Ferrari verläuft weiterhin holprig. Mit 30 Punkten liegt Vettel als WM-Zehnter schon weit hinter Spitzenreiter Max Verstappen (156) und Weltmeister Lewis Hamilton (138). Nachdem er dreimal nacheinander in die Punkteränge gefahren war und in Baku sogar Platz zwei belegt hatte, war der zwölfte Rang am vergangenen Sonntag ein Rückschlag. «Ich habe versucht, nach vorne zu kommen, aber das ist mir nicht gelungen», sagte Vettel, der mit abbauenden Reifen im Mittelfeld feststeckte: «Wir werden jetzt versuchen, es besser zu machen.»

Trotzdem hat der erfahrene Vettel positiven Einfluss auf sein Team. «Seine Kommunikation mit den Ingenieuren, seine Detailverliebtheit, das ist klasse», lobte Teamkollege Lance Stroll bei RTL. «Er ist sehr gut darin, all die Informationen darüber, was im Auto passiert, aufzusaugen und es dann im Detail den Ingenieuren zu erklären.» Teamchef Otmar Szafnauer ergänzte: «Wir alle haben unsere Abläufe verbessert, die Art und Weise, wie wir das Wochenende angehen. Wir alle lernen, auch Lance, und das zieht das Team gemeinsam nach oben.»

Szafnauer sagte bereits, dass es das Ziel sei, in fünf Jahren um die Weltmeisterschaft mitzufahren. Dafür verstärkt sich der Rennstall auch personell weiter. In Dan Fallows und Andrew Alessi wechseln zwei absolute Top-Ingenieure von WM-Spitzenreiter Red Bull zu Aston Martin. «Es ist schön zu sehen, dass mehr Menschen an Bord kommen und das Team für die Zukunft stärker machen», sagte Vettel.

Von Thomas Wolfer, dpa