Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat die Europäische Fußball-Union in der Diskussion um die Zuschauerzulassung bei der Europameisterschaft scharf kritisiert.
«Ich halte diese Position der UEFA für absolut verantwortungslos», sagte der 71-Jährige bei der Bundespressekonferenz in Berlin. «Wir alle wissen, dass die Kontaktvermeidung und bestimmte Hygienevorschriften unabdingbar sind, um die Infektionen eines Tages zu überwinden.» Wenn man aber die Bilder sehe von «Menschen, die sehr dicht aufeinander sind» und «Erfolge feiern mit großen Umarmungen», sei «vorgezeichnet, dass dies das Infektionsgeschehen befördert».
Bei der 0:2-Niederlage der deutschen Nationalelf im EM-Achtelfinale gegen England waren 41.973 Zuschauer im Londoner Wembley-Stadion. Für die Halbfinals und das Endspiel sollen sogar 60.000 Zuschauer zugelassen werden. Weil die Corona-Zahlen durch die Delta-Variante zuletzt in Großbritannien wieder stiegen, ist der Schritt umstritten. Er könne «nur an die UEFA appellieren, es nicht auf die örtlichen Gesundheitsbehörden abzuschieben», sagte Seehofer. «Ein Sportverband sollte schon klar erklären: Wir wollen das nicht, wir reduzieren die Zuschauerzahl.» Der Kommerz dürfe «nicht den Infektionsschutz für die Bevölkerung überstrahlen».
UEFA hält an ihren Plänen fest
Die UEFA hält jedoch an ihren Plänen zu der umstrittenen Zuschauerzulassung bei der Europameisterschaft fest. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie seien an jedem Spielort vollständig mit den Regularien der zuständigen lokalen Gesundheitsbehörden abgestimmt, teilte die UEFA auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die finale Entscheidung über die Anzahl der zugelassenen Zuschauer bei den Spielen und die Einreisebestimmungen liege im Verantwortungsbereich der lokalen Behörden – die UEFA folge diesen.
«Es ist nicht völlig auszuschließen, dass Veranstaltungen und Versammlungen letztlich zu einer lokalen Erhöhung der Fallzahlen führen könnten», sagte der medizinische Berater des Verbands, Daniel Koch. «Aber dies würde nicht nur für Fußballspiele gelten, sondern auch für alle Situationen, die nun im Rahmen der von den zuständigen örtlichen Behörden beschlossenen Lockerungsmaßnahmen erlaubt sind.» Die europaweiten Impfkampagnen und Grenzkontrollen würden «dazu beitragen, dass in Europa keine neue große Welle startet und die jeweiligen Gesundheitssysteme unter Druck setzt, wie dies bei den vorherigen Infektionswellen der Fall war».