Anna Seidel geht elf Monate nach ihrer schweren Trainingsverletzung noch immer beeinträchtigt an den Start der Olympischen Winterspiele.
Deutschlands beste Shorttrackerin spürt auch in China die Folgen ihres Schien- und Wadenbeinbruchs aus dem März 2021. «Ich kann seit der Verletzung nicht mehr joggen. Ich glaube, ich humpele immer noch ein bisschen. Auf dem Eis geht es fast besser als auf dem Land», sagte die 23-jährige Dresdnerin in Peking.
Seit dem Trainingsunfall hat sie eine Metallplatte an beiden Knochen, die durch Reibung Schmerzen verursacht, selbst beim Training auf dem Rad. «Aber inzwischen habe ich mich schon daran gewöhnt und damit arrangiert. Mittlerweile ist es so, dass ich es aushalte», berichtete die zweifache EM-Zweite von 2021. Auch kann sie darüber scherzen, dass die Metalldetektoren bei Sicherheitskontrollen nicht anschlagen. «Ich war auch enttäuscht. Ich dachte, vielleicht piepe ich ja», sagte sie lachend. Dennoch: Nach dieser Saison sollen die Platten entfernt werden. «Dann wird es hoffentlich wieder normal.»
Schließlich will die 23-Jährige ihren Sport wieder schmerzfrei betreiben. Dann sind selbst die Winterspiele 2026 wieder ein Thema, obwohl sie ihre olympische Karriere nach Peking beenden wollte. «Es ist alles noch in der Schwebe. Mir macht es wieder sehr viel Spaß. Ich hätte auf jeden Fall gern nochmal eine Saison ohne Schmerzen und dass mir nicht jedes Mal, wenn ich auf dem Eis bin, der Fuß wehtut.»
Trotz des Handicaps geht Anna Seidel ambitioniert in ihren Wettkampf. Am Mittwoch zum Abschluss der Shorttrack-Wettbewerbe startet sie über 1500 Meter. «Olympia hat immer eigene Regeln und Gesetze. Es gab so viele Stürze, so viele Favoriten sind rausgeflogen. Jeder ist nervös. Mein Ziel ist es, auf jeden Fall ins Halbfinale zu kommen. Da ist dann im Shorttrack alles möglich», betonte die Freundin von Eishockey-Profi Moritz Seider, der Olympia verpasst hat, weil er mit den Detroit Red Wings in der NHL spielen muss.