Alfred Gislason saß nach dem bestanden EM-Härtetest der deutschen Handballer gegen die Schweiz gelassen auf seinem Stuhl.
Der Auftritt der DHB-Auswahl beim 30:26 (15:14)-Sieg am Freitag in Mannheim hatte dem Bundestrainer schon recht gut gefallen, auch wenn er ein gemischtes Fazit zog. «Wir haben phasenweise gut gespielt, aber nicht so flüssig. Die Jungs haben in der Woche viel gemacht und waren nach dem harten Training müde», sagte Gislason.
Vor allem die Probleme in der Defensive bemängelte der 62 Jahre alte Isländer. «Da hatten wir lange Zeit nicht genügend Zugriff. Erst in der Schlussphase hat die Abwehr deutlich besser agiert», resümierte Gislason. Ähnlich sah es Routinier Patrick Wiencek. «Wir waren noch nicht so frisch auf den Beinen und oft einen Schritt zu spät in der Abwehr», sagte der Kreisläufer vom deutschen Rekordmeister THW Kiel.
Selbstvertrauen für die EM
Trotzdem tankte die DHB-Auswahl dank des Sieges im Duell mit den Eidgenossen um Star-Regisseur Andy Schmid Selbstvertrauen für die Endrunde in Ungarn und der Slowakei. «Nach elf oder zwölf Halleneinheiten und zweimal Krafttraining war das ein Spiel, das wir kontrolliert haben ohne zu glänzen. Wir haben eine vernünftige Leistung gezeigt und können mit dem Auftritt zufrieden sein. Darauf können wir aufbauen», sagte Rechtsaußen Timo Kastening.
Bester Werfer war Linksaußen Marcel Schiller mit sieben Toren. Am Sonntag steigt in Wetzlar die EM-Generalprobe gegen Rekordweltmeister und Olympiasieger Frankreich, ehe die deutsche Mannschaft am kommenden Mittwoch nach Bratislava fliegt. Dort sind Belarus, Österreich und Polen die Vorrundengegner.
Die anstrengenden Trainingstage im EM-Vorbereitungscamp in Großwallstadt waren der deutschen Mannschaft nur zu Beginn kaum anzumerken. Die Abwehr stand in der Startphase ordentlich – und konnte sich zudem auf einen gut aufgelegten Andreas Wolff im Tor verlassen. Der 30-Jährige, der Anfang November in den beiden Länderspielen gegen Portugal nicht dabei war, zeigte in der ersten Halbzeit eine starke Leistung und untermauerte mit 36 Prozent gehaltener Bälle nachdrücklich seinen Anspruch als Nummer eins zwischen den Pfosten. «Andi war sehr gut», lobte Gislason.
Im Angriff lief viel über die Außen Schiller und Kastening. Der Rückraum entwickelte mit Ausnahme von Sebastian Heymann dagegen zu wenig Druck. Dennoch führte die DHB-Auswahl beim 6:3 nach zehn Minuten erstmals mit drei Toren.
Probleme in der Defensive
Mit zunehmender Spielzeit bekam das deutsche Team jedoch Probleme in der Defensive, weil die Eidgenossen im Angriff konsequent mit sieben Feldspielern agierten. «Da ist es uns nicht gelungen, die nötige Arbeit gegen den Kreisläufer zu verrichten», monierte DHB-Sportvorstand Axel Kromer. Die Konsequenz: Beim 13:13 glichen die Schweizer erstmals wieder aus.
Nach der Pause wechselte Gislason mit Ausnahme von Kreisläufer Johannes Golla komplett durch. Ins Tor rückte nun Till Klimpke, der sich mit einigen Paraden gleich gut einführte und damit die Grundlage für eine Fünf-Tore-Führung (22:17/40.) legte. In der Offensive empfahl sich in dieser Phase vor allem Lukas Mertens. Der Linksaußen vom souveränen Bundesliga-Tabellenführer SC Magdeburg war dreimal erfolgreich.
Doch wie schon im ersten Durchgang schlichen sich in der Folge einige Fehler ein, so dass die Schweiz zehn Minuten vor Schluss wieder auf ein Tor heran war. Die DHB-Auswahl zeigte aber keine Nerven und ging als verdienter Sieger vom Parkett. «Wir haben Stand gehalten als es eng wurde und gute Lösungen gefunden», lobte Sportvorstand Kromer. «Das Ergebnis ist wichtig und gibt Selbstvertrauen für die EM.»