Als Andreas Wellinger die deutsche Medaille mit einem spektakulären Flug absicherte, machte sich im Auslauf am riesigen Kulm Erleichterung breit. Einen Tag nach Einzel-Silber führte Wellinger das deutsche Team mit Stephan Leyhe, Pius Paschke und Karl Geiger auch noch zu Bronze im Mannschaftswettbewerb von Bad Mitterndorf.
«Pius und Karl haben die Basis gelegt für die Medaille. Andi hat nochmal einen tollen Sprung gezeigt. Wir können sehr zufrieden aus der WM rausgehen», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher. Der 28 Jahre alte Teamkapitän hatte zum Abschluss mit 229,5 Metern geglänzt und den Angriff der Norweger gekontert. «Das hat nochmal Spaß gemacht», fügte Wellinger nach einem für ihn «perfekten Wochenende» an.
Gegen das goldene Team der Slowenen um Timi Zajc sowie Gastgeber Österreich mit Einzel-Champion Stefan Kraft hatte das Horngacher-Quartett aber keine Chance. Der dritte Platz der deutschen Mannschaft rundete ein WM-Wochenende ab, das vieles zu bieten hatte: weite Sprünge, langes Warten, riesigen Jubel sowie Wetterextreme von starkem Wind und ungemütlichem Dauerregen bis hin zu herrlichem Sonnenschein. Das deutsche Team erreichte dabei die Ziele. «Wir haben gut angeschrieben», sagte Horngacher im ZDF.
Kampf zwischen Licht und Wind
Besonders das Einzelfinale am Samstag hatte sich zum Geduldsspiel entwickelt. Da starker Wind wehte, war lange nicht klar, ob überhaupt Flüge stattfinden. Bereits am Donnerstag waren Training und Qualifikation wetterbedingt komplett abgesagt worden. Wellingers Ausgangsposition für eine Einzelmedaille war vielversprechend. Dem Olympiasieger von 2018 fehlten nach zwei Flügen am Freitag nur rund 42 Zentimeter auf den Bronzerang – der Bayer zitterte deshalb um eine Fortsetzung.
Da es am traditionsreichen Kulm kein Flutlicht gibt, war das Zeitfenster begrenzt. Mehrere Male wurde der Start um jeweils 15 Minuten verschoben. Um 16 Uhr stand dann fest: Es kann gesprungen werden, allerdings nur ein Durchgang. Und in dem behielt Wellinger die Nerven. Mit einem famosen Flug auf 229 Meter verbesserte er sich von Rang vier auf Platz zwei und war nach seiner ersten Einzelmedaille bei einer Skiflug-WM «extrem happy».
Wellinger: «Silber gewonnen, nicht Gold verloren»
Den WM-Titel vor heimischer Kulisse im rot-weißen Fahnenmeer feierte Lokalmatador Kraft. Auch er behielt die Nerven und verbesserte sich von Platz zwei am Vortag. Der Slowene Zajc fiel von der Führungsposition auf Platz drei zurück. «Der Mann, der immer über die grüne Linie springt, egal wo sie ist. Schon ein Phänomen. Einer der besten, wenn nicht der beste Skispringer», sagte Deutschlands Trainer Horngacher über den neuen Weltmeister.
Trotz der Anerkennung für seinen Landsmann hätte sich der Coach über einen vierten Durchgang gefreut. «Noch ein Sprung wäre natürlich gut gewesen. 1,83 Meter auf einer Flugschanze sind so gut wie gar nichts», sagte Horngacher über Wellingers Abstand zu Platz eins. Der Bayer selbst machte sich darüber aber keinen Kopf: «Ich habe Silber gewonnen und nicht Gold verloren. Bis vor einer Stunde hätte es sein können, dass ich mit Blech und 0,5 Punkten hinten heim gehe», sagte ein zufriedener Wellinger.
Im Teamspringen bei strahlendem Sonnenschein startete die deutsche Mannschaft vielversprechend. Paschke und Geiger zeigten vor 11 250 Zuschauern im ersten Durchgang ihre weitesten Wettkampfsprünge des Wochenendes. Doch Leyhe ließ in beiden Sprüngen Meter liegen und auch Vizeweltmeister Wellinger zeigte erst in Durchgang zwei seinen besten Sprung. Am Ende reichte es souverän für Rang drei.