Sommer-Wechsel von Mönchengladbach zum FCB wohl perfekt

Wunschlösung Yann Sommer soll als Ersatz für den lange fehlenden Manuel Neuer der große Rückhalt für die Titelambitionen des FC Bayern München sein. Wie «Bild», Sky und «Blick» berichteten, haben sich der deutsche Fußball-Rekordmeister und Borussia Mönchengladbach auf einen Transfer des 34-Jährigen geeinigt. Es stehe nur noch der Medizincheck Sommers aus.

Am Abend teilten die Gladbacher mit, dass Sommer nicht am Mannschaftstraining teilgenommen habe. «Die Verhandlungen über einen Transfer des 34-jährigen Torhüters befinden sich in der finalen Phase», hieß es vonseiten der Fohlen.

Als Ersatz für den verletzten Neuer soll der Schweizer Nationaltorhüter bei den Münchnern einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 unterschreiben. Der WM-Keeper der Eidgenossen könnte für den FC Bayern vielleicht sogar schon im prickelnden Duell der Fußball-Bundesliga am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1 und Dazn) bei RB Leipzig im Tor stehen. Trainer Julian Nagelsmann erwartet keine lange Eingewöhnung eines neuen Torhüters. Im reiferen Profi-Alter startet Sommer noch einmal das ganz große Fußball-Abenteuer, die Aussicht auf prestigeträchtige Titel lockt.

Offizielle Mitteilungen zum Transfer lagen zunächst zwar nicht vor. Die Borussia soll für Sommer, dessen Vertrag in Mönchengladbach nur noch bis Ende Juni datiert war, demnach eine üppige Ablösesumme einstreichen. Zuletzt war über ein Angebot von acht Millionen Euro plus eineinhalb Million Euro an möglichen Bonuszahlungen spekuliert worden. Der Weg Sommers nach München soll auch durch die Verpflichtung der Borussia von Jonas Omlin (29) geebnet worden sein. Der Ersatzkeeper der Schweizer und Torwart von HSC Montpellier soll am Niederrhein einen Vertrag bis 2027 erhalten.

Schnelle Eingewöhnung erwartet

Nagelsmann ließ kurz vor der neuesten Entwicklung im zähen Poker durchblicken, dass er dem neuen Mann einen Kaltstart zutraut. «15 Minuten» brauche ein neuer Torwart, um mit dem Team spielen zu können, sagte Nagelsmann. «Es gibt auch Torhüter, die nur gewohnt sind, lange Bälle zu schlagen, dann würde ich 35 Minuten sagen. Es ist definitiv kein Hexenwerk, was man sechs Monate studieren muss.»

Kontakt zu Sommer habe er keinen gehabt, sagte Nagelsmann, der dem Ende der ungewöhnlich langen Pause im WM-Winter und einem Start gegen ein «seit Ewigkeiten ungeschlagenes» Topgegner entgegenfieberte. «Ich bin ein großer Freund davon, dass es gleich zur Sache geht», sagte der 35-Jährige. «Es ist tabellarisch schon ein wichtiges Spiel. Leipzig ist ein Hauptkonkurrent um die Meisterschaft.» Mit 34 Punkten führt der FC Bayern die Tabelle vor dem SC Freiburg (30) und dem Tabellendritten Leipzig (28) an. «Neun Punkte wären ein gutes Polster auf so eine gute Mannschaft», sagte Nagelsmann zum angestrebten Siegfall.

Der Bayern-Trainer betonte vor dem Spiel gegen seinen Ex-Club, für den er von 2019 bis 2021 verantwortlich war, auch das Vertrauen in Neuer-Backup Sven Ulreich. Dieser sei sich seiner Rolle bewusst und würde sowohl mit der Rolle als Nummer 1 als auch mit der als Nummer 2 gut leben können, sagte Nagelsmann. «Deswegen kriegt er Geld dafür, das ist einfach so im Profifußball.» Beim 4:4 im einzigen Test gegen Red Bull Salzburg stand außer Ulreich (34) auch Junior Johannes Schenk (20) im Tor.

Welche Rolle für Thomas Müller?

Sechs von elf Startelf-Positionen hat Nagelsmann in seinen Gedanken schon besetzt, die des Torwarts gehört vermutlich noch nicht dazu. Offen dürften auch einige Offensivpositionen sein, in denen die Frage nach einer Rolle für Thomas Müller einmal wieder eine öffentlich viel beachtete ist. Egal, ob Müller, Eric Maxim Choupo-Moting, Jamal Musiala oder wer auch immer – ihm sei nicht «angst und bange, dass sie zu wenig Spielzeit haben», sagte Nagelsmann.

Nach zehn Siegen am Stück will der Serienmeister gegen den Pokalsieger gleich Stärke demonstrieren. «Leipzig ist schon einer unserer Hauptkonkurrenten um den Meistertitel – wir wollen nicht nur ein Zeichen setzen, sondern auch punkte-mäßig weiter davonziehen», sagte der durch die Neuer-Verletzung zum Kapitän Nummer 1 aufgerückte Müller. Vorstandschef Oliver Kahn setzt für die Rückrunde große Hoffnungen in den Leader. «Mit seiner Erfahrung, mit seiner Art und Weise, mit seinem Charakter, mit seinem ‚Gewinnenwollen‘ und mit seiner Mentalität ist er wichtig für eine Mannschaft – das steht für mich außer Zweifel», sagte Kahn.

Nach zwei Monaten Pause kann das bislang in 15 Pflichtspielen nur einmal von RB gewonnene Duell gleich Aufschluss darüber geben, ob die Bundesliga nach zuletzt zehn Bayern-Championaten am Stück diesmal vielleicht spannend wird. «Die Mission ist relativ einfach. Man möchte immer sein erstes Spiel nach so einer langen Pause gewinnen», sagte Kahn. «Es ist natürlich gleich ein Kracher, gleich ein absolutes Topspiel.»

Von Christian Kunz und Martin Moravec, dpa