Sommers Kunst beim Elfmeter: Schützen lesen und verunsichern

Nach einem turbulenten Sommer ist Borussia Mönchengladbachs EM-Held bereit fürs nächste Elfmeterschießen.

Nach nicht einmal zwei Wochen Training dürfte Torhüter Yann Sommer am Montagabend (20.45 Uhr/ARD und Sky) beim Pokalfight auf dem Betzenberg gegen den Drittligisten 1. FC Kaiserslautern wohl an seinen Arbeitsplatz zurückkehren. «Ich bin am Ende natürlich super happy, wie alles gelaufen ist. Ich bin Vater einer gesunden Tochter geworden, meiner Frau geht es gut, und wir haben als Schweiz eine tolle EM gespielt», sagte der Nationalspieler der Deutschen Presse-Agentur vor dem Pflichtspiel-Debüt seines neuen Gladbacher Trainers Adi Hütter.

Borussias Torhüter, der während der EM wegen der Geburt für einen Tag in die Heimat düste, hat ein überragendes Turnier gespielt und wurde nach dem gehaltenen Elfmeter von Kylian Mbappé und dem damit verbundenen Sieg gegen Weltmeister Frankreich in der Heimat gefeiert. «Auf jeden Fall pusht einen ein Ergebnis wie eine Geburt und eine zweite Tochter zu bekommen. Auf der anderen Seite war es dann für mich auch sehr schwer, mich von der Familie wieder zu verabschieden. Meine Frau hat mir die Sicherheit gegeben, mich wieder voll auf Fußball zu konzentrieren», sagte der 32-Jährige.

Sommer hofft auf wenige Elfmeter

Nun steht nach drei Wochen intensiven Familienurlaubs wieder ein K.o.-Spiel an – und eventuell sogar das dritte Elfmeterschießen nacheinander für Gladbachs Keeper, der mit der Schweiz gegen Spanien im Viertelfinale trotz einer weiteren Parade ebenfalls erst nach Elfmeterschießen ausschied. Soweit will es Sommer aber im DFB-Pokal nicht unbedingt kommen lassen. «Natürlich hoffe ich, dass wir in dieser Saison nur wenige Elfmeter gegen uns bekommen werden», sagte er.

Müssen sich die Gladbacher mit ihrem neuen Elfmeter-Spezialisten im Tor also keine Sorgen machen, wenn sie beim Drittligisten am Betzenberg bis in die letzte Instanz müssen? «Wichtig ist, dass man als Torhüter mit einem guten Gefühl und viel Selbstvertrauen in eine solche Situation geht. Man muss versuchen, den Schützen zu lesen und ihn zu verunsichern, und das werde ich auch in Zukunft tun», sagte Sommer. Wie auch bei der Situation mit Mbappé. «Ich weiß halt, dass die Spieler von der Mittellinie bis zum Elfmeterpunkt einen langen Weg vor sich haben. Und das bedeutet schon Druck, weil man sich unterwegs extrem viele Gedanken machen kann – und das weißt du als Torwart. Dann ist der Spieler vielleicht nicht mehr 100-prozentig konzentriert», erklärte der Torhüter.

5000 Zuschauer dabei

Die Idealvorstellung für das Spiel in Kaiserslautern, wo sich am Montagabend die beiden Teams erstmals seit neun Jahren wieder in einem Pflichtspiel gegenüberstehen, ist natürlich ein Sieg nach 90 Minuten – auch wenn der Respekt vor dem vor nur 5000 Zuschauern spielenden Gegner groß ist. «Unser Gegner in der ersten Runde hätte auch leichter sein können», befand Borussias Sportdirektor Max Eberl.

Neu-Trainer Hütter, dem noch nicht alle Profis zur Verfügung stehen und der viele Stammspieler erst seit kurzer Zeit im Training hat, weiß um seinen Auftrag. «Das Weiterkommen ist unsere Pflicht und Aufgabe, die aber sicher nicht einfach wird. Der FCK hat eine Mannschaft mit Qualität, die uns einen echten Pokal-Fight liefern wird», sagte der Coach.

Von Morten Ritter, dpa