Später Schock nach Hradeckys Eigentor: Bayer vor Aus

Der Europapokal-Abend mit erinnerungswürdigen Szenen und einer bitteren Niederlage für Bayer 04 Leverkusen sorgte auch nach Schlusspfiff für reichlich Emotionen.

Auf dem Weg in die Kabine kam es nach dem 2:3 (0:1) gegen die AS Monaco zu einer Massenrangelei. Auch weil Kapitän Lukas Hradecky im kuriosen Hinspiel der ersten K.o.-Runde der Europa League ein umstrittenes Slapstick-Eigentor unterlief, droht der Werkself zum zweiten Mal in dieser Saison das frühe Scheitern in einem europäischen Wettbewerb.

«Gott sei Dank haben wir noch ein zweites Spiel», sagte Torwart Hradecky bei RTL und schimpfte über die Szene vor dem 0:1. Dies sei «ein klares Foul» gewesen. «Ich werde dazu nichts mehr sagen, das ist eine Frechheit.» Zudem beklagte er das Verhalten der Gegenspieler nach Spielschluss, diese seien «alle Kinder».

Starkes Wirtz-Solo reicht Bayer nicht

Trotz eines genialen Solos von Florian Wirtz verlor die aus der Champions League abgestiegene Werkself durch ein spätes Gegentor durch Axel Disasi (90.+2) noch gegen die Monegassen. Damit hat Leverkusen eine schwierige Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Donnerstag im Fürstentum.

«Ich habe in dem Moment gar keine Kraft für die Scheiße da an der Seitenlinie», sagte Leverkusens Robert Andrich zu den Tumulten nach dem Abpfiff. «Wir haben es nach dem Rückstand stark gemacht, drehen das Spiel. Dann waren wir einen Tick zu locker. Insgesamt drei Torschüsse von Monaco, zwei sind drin, dazu das Eigentor, das spiegelt das Spiel heute wider.»

Hradecky bei 0:1 von Embolo überhart bedrängt

Torhüter Hradecky wurde bei seinem Missgeschick in der neunten Minute überhart bedrängt vom früheren Schalker und Gladbacher Breel Embolo. Besonders ärgerlich für Hradecky: Schon beim 0:1 zum Auftakt in der Königsklasse in Brügge hatte er das einzige Tor durch einen schweren Fehler verschuldet, als er mit dem gefangenen Ball ins Tor gefallen war.

Diesmal drehten der Franzose Moussa Diaby (48.) und Wirtz (59.) mit seinem ersten Treffer im sechsten Spiel nach zehnmonatiger Verletzungspause zunächst das Spiel. Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Sportdirektor Rudi Völler bereitete das Solo auf der Tribüne der BayArena sichtlich Freude. Das Spiel kippte durch Treffer von Krépin Diatta (74.) und Disasi aber erneut komplett. Kurz vor Monacos Siegtreffer hatte Leverkusens Adam Hlozek noch den Pfosten getroffen (87.).

Schick feiert Comeback

Erfreulich für Leverkusen war das Comeback von Torjäger Patrik Schick nach dreieinhalb Monaten ab der 88. Minute. Bei Monaco hielt Bayern-Leihgabe Alexander Nübel ordentlich, der gebürtige Kölner Ismail Jakobs kam für 20 Minuten zum Einsatz, der langjährige Leverkusener Kevin Volland saß das komplette Spiel auf der Bank.

Unglücklicher als Bayer am Donnerstag kann man kaum in Rückstand geraten. Hradecky brachte sich nach einem Rückpass von Jonathan Tah unnötig selbst in Not und wollte den Ball parallel zur Torlinie kontrollieren. Embolo rempelte den Leverkusener Keeper, der trat auf den Ball und stolperte ihn so ins Tor. Auf den Freistoß-Pfiff des israelischen Schiedsrichters Orel Grinfeeld wartete er vergeblich. Der Einsatz Embolos war mindestens grenzwertig, die Szene wurde überprüft, Grinfeelds Entscheidung auf Tor aber nicht als grobe Fehlentscheidung eingestuft.

Bayer startet stark in die zweite Halbzeit

Der Bundesliga-Achte hatte danach Probleme, sich gegen die physisch starken Franzosen ernsthafte Torgelegenheiten zu erspielen. Nübel parierte im ersten Durchgang in der Statistik vier Schüsse. Gefährlich war aber nur eine Aktion in der 35. Minute, als er den Ball nach scharfer Hereingabe von Diaby dem einschussbereiten Nadiem Amiri vor dem Fuß wegspitzelte. Auf der Gegenseite bekam Hradecky die Gelegenheit, sich ein Stück weit zu rehabilitieren, und hielt stark gegen Diatta (44.).

In der zweiten Halbzeit war Bayer aber sofort da und drehte nun verdient das Spiel durch zwei überragende Einzelaktionen. Erst tänzelte der starke Diaby zentral zwei Abwehrspieler aus und tunnelte Nübel aus kurzer Distanz zum Ausgleich. Dann spielte Wirtz vier Gegner aus und ließ dem von Bayern München an Monaco ausgeliehenen Keeper keine Chance. Doch Monaco schlug zurück – und durfte ganz spät sogar über den Sieg jubeln.

Holger Schmidt, dpa