Der stellvertretende Vorsitzende im Sportausschuss des Bundestags, Philip Krämer, hat nach der Investoren-Entscheidung in der Deutschen Fußball Liga einen schweren Vorwurf geäußert.
«Es entsteht der Eindruck, als wolle man bestimmte Vereine schützen, die möglicherweise gegen die Intention ihrer eigenen Mitglieder gestimmt haben. Das ist für mich höchst problematisch. Es ist ein schwerer Vorwurf, aber ich würde ihn trotzdem so führen: Die DFL orientiert sich hier eher an den Machenschaften der FIFA und der UEFA als an Demokratie und Transparenz», sagte der Politiker von Bündnis 90/Die Grünen in einem Interview von «11Freunde».
Bei der Mitgliederversammlung am Montag hatte die DFL von den Proficlubs das Mandat erhalten, nun konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner aufzunehmen. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor bis zu einer Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben.
Besonders brisant ist das Abstimmungsverhalten von Hannover 96. Nach dem Votum für einen Investoren-Einstieg steht der Zweitligist im Blickpunkt. Wie hat Geschäftsführer Martin Kind abgestimmt? Dieser hat sein Abstimmungsverhalten nicht offengelegt. Krämer äußerte sich zur Abstimmung, als er darauf angesprochen wurde, dass vieles darauf hindeute, dass sich Kind über die Weisung des Vereins hinweggesetzt habe.
«Kaum Diskurs erfolgt»
«Das finde ich äußerst bemerkenswert: Dass da jemand bewusst auf das Ernstnehmen dieser Weisung verzichtet, die durch Mitglieder eines eingetragenen Vereins erfolgt ist. Mir kann auch niemand erzählen, dass der DFL vorher nicht bewusst war, dass man die Stimme von Hannover 96 braucht, um die erforderlichen 24 Clubs hinter sich zu vereinen. Ich bin selbst Politiker. Ich weiß, wie man die Stimmen für Anträge kalkuliert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die DFL ohne Wissen um die Mehrheitsverhältnisse in diese Abstimmung gegangen ist», sagte der Politiker.
Nach Krämers Ansicht habe es die DFL versäumt, «vielleicht auch bewusst, mit den Fans in den strukturierten Diskurs einzutreten, Bedenken aufzunehmen oder auch die Haltung von eingetragenen Vereinen ernst zu nehmen», sagte der 31-Jährige. «Eintracht Frankfurt hat vor der ersten Abstimmung im Mai mal einen Austausch organisiert. Aber das war die Ausnahme, ansonsten ist leider kaum Diskurs erfolgt. Ganz im Gegenteil, man hat sogar versucht, in einer geheimen Abstimmung hinter verschlossenen Türen zu beschließen. Das finde ich dann doch sehr bemerkenswert.»