Sporthilfe-Chef: Konzentration auf erfolgreiche Sportarten

Sporthilfe-Vorstandschef Thomas Berlemann hält im Zuge der geplanten Spitzensportreform eine Debatte über eine zukünftige Konzentration auf erfolgreiche Sportarten für notwendig.

«Ich glaube, diese Diskussion muss geführt werden und an der werden wir uns auch gerne beteiligen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Die Frage ist, was wollen wir als Gesellschaft, was wollen wir als Deutschland für einen Spitzensport betreiben.» Und wie wichtig sei der Sport als Kombination von Leistungs- und Breitensport als Kitt für die Gesellschaft: «Von dieser Warte aus gesehen finde ich die Diskussion darüber valide, um zu schauen, ob wir eine Spezialisierung haben wollen und uns die erfolgreichen Sportarten herauspicken sollten, wie es andere Länder schon machen.»

In seiner beruflichen Vergangenheit als Wirtschaftsmanager sei es oft so gewesen, dass man sich auf das Kerngeschäft fokussiert habe, um da wirklich gut zu werden. «Das ist eine Diskussion, die muss im Sport und zum Teil in der Gesellschaft geführt werden, damit wir gemeinsam hinter den Athleten stehen und mit Inbrunst der Überzeugung ihre Unterstützung sicherstellen», sagte Berlemann. «Dann haben wir auch wieder eine Perspektive, die Olympischen Spiele nach Deutschland zu holen. Wir haben bei den European Championships in München gesehen, was für ein Feuer da entfacht werden kann.»

Die vor sechs Jahren aufgesetzte Leistungssportreform hat nach Ansicht von Berlemann nicht den gewünschten Erfolg gebracht. «Ganz objektiv muss man sehen: Es wurde viel mehr Geld in den Sport investiert, aber der Output ist nicht gegeben. Deshalb muss man das System überdenken», sagte er. «Es liegt offensichtlich nicht am Geld – und mehr Geld wird es nicht geben. Deshalb muss man mit einer Effizienzbrille draufgucken und auch schauen, was andere Länder machen.» Dazu gehöre mehr Transparenz und Veränderungsbereitschaft: «Um das sportliche Bild zu strapazieren: Wir sitzen alle in einem Boot. Wenn wir synchronisiert in eine Richtung rudern, wird das auch zum Erfolg führen.»

Dafür müssten auch die Strukturen im Sport auf ihre Effektivität überprüft werden. «Es ist ein komplexes System, in dem die Interessen der Sportler nicht immer an erster Stelle gestanden haben», meinte Berlemann. «Wenn die Komplexität eines Systems, in das mehr Geld reingesteckt wird, weniger Output generiert, ist es zu kompliziert.» Deshalb müsse man es vereinfachen. «Entbürokratisieren und schlanker machen», lautet seine Forderung.