Trainer Timo Schultz vom Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli prangert den zum Teil überhitzten Umgang mit Menschen vor allem in den sozialen Medien an.
«Dieses permanente Schwarz-Weiß-Denken finde ich ganz schlimm. Vieles wird zum Skandal gemacht, und anschließend werden dann Konsequenzen eingefordert», klagte der Coach des Tabellenersten in einem Interview der «Welt».
«Ich würde mir einfach mehr Gelassenheit, mehr Ruhe und Verständnis wünschen. Nicht immer sofort draufzudonnern, weil jemand irgendwo anderer Meinung ist. Es wird dann teilweise ganz bewusst so interpretiert, dass es einen negativen Touch erhält. Ich finde das total anstrengend und schlimm.»
Das, so Schultz, betreffe natürlich auch den Fußball. «Auf der einen Seite will man Typen haben, die geradeaus sind, sich bekennen und auch mal anecken. Und auf der anderen Seite werden dann Leute in die Ecke gestellt, weil sie beispielsweise einmal vergessen haben zu gendern. Sofort wird mit dem Finger auf diese Menschen gezeigt und herumgeschrien. Diese Entwicklung ist eine Vollkatastrophe», sagte der 44 Jahre alte Ostfriese.
Er bekannte: «Einige meiner Spieler haben mittlerweile wahrscheinlich mehr Angst vor einem Shitstorm auf Instagram als vor einer fundierten Kritik, die ich in der Kabine halte. Der Spieler hat mehr Druck, dem Medium standzuhalten als dem Trainer. Das ist keine gute Entwicklung.»