Stabhochspringer Duplantis holt Gold – Deutsches Duo hinten

Armand Duplantis ist in seiner eigenen Umlaufbahn zum Olympiasieg geflogen und hat die geschlagenen deutschen Stabhochspringer nur staunend zurückgelassen.

«Man fragt sich schon, wie ist es überhaupt möglich, dass so einer so hoch springen kann», sagte der deutsche Meister Oleg Zernikel voller Achtung über Duplantis und hielt sogar den nächsten Fabelweltrekord für möglich. «Der ist noch jung genug, da kommt noch einiges von ihm. Seine Hüfte, da geht noch mehr, 6,30, 6,40 kann er springen, wenn er das weiter macht.»

Zuvor hatte Duplantis im Olympiastadion von Tokio mit der Konkurrenz gespielt, hatte ohne Fehler und mit 6,02 Metern seine erste Goldmedaille bei Sommerspielen gewonnen. Der Schwede scheiterte erst knapp, als er seine eigene Bestmarke von 6,18 Metern um einen Zentimeter verbessern wollte. Silber sicherte sich der US-Amerikaner Christopher Nilsen (5,97) vor Rio-Olympiasieger Thiago Braz aus Brasilien (5,87).

Deutsche Starter auf Platz neun und elf

Die deutschen Stabhochspringer Zernikel und Bo Kanda Lita Baehre meisterten nur die 5,70 Meter und hatten mit der Medaillenentscheidung nichts zu tun. Der in Landau ansässige Zernikel wurde Neunter, der Weltmeisterschafts-Vierte Lita Baehre aus Leverkusen landete auf einem geteilten elften Platz. Der Leverkusener Torben Blech war schon in der Qualifikation ausgeschieden.

«Es ist nicht mein Anspruch gewesen, nur ins Finale zu kommen. Ich bin in den Wettkampf gekommen, um um die Medaillen mitzuspringen. Ich wollte mich mit den Besten messen, das ist mir leider nicht gelungen, es ist natürlich enttäuschend», sagte Lita Baehre, der bei seinen ersten beiden Versuchen über 5,80 mit viel Wind «Kackbedingungen» hatte. Im dritten Versuch war er technisch nicht sauber. «Ich habe einfach nicht performt.»

Lavillenie mit Knöchelproblemen

London-Gewinner Renaud Lavillenie plagte sich mit Knöchelproblemen durch den Wettkampf. Der Franzose überwand nur 5,70 Meter und wurde damit Achter. Lavillenie hatte sich erst vor rund zwei Wochen am Knöchel verletzt. Nun das Missgeschick beim Einspringen: Er wurde zurückgeworfen, verpasste die Matte und landete unglücklich.

Anschließend musste Lavillenie sein rechtes Sprunggelenk einsprühen und bandagieren, das linke war schon längst getaped. Gezeichnet und mit sich hadernd ließ er die Starthöhe von 5,55 erst einmal aus – die 5,70 nahm er dann gleich im ersten Versuch. Im Gespräch mit Duplantis deutete er auf seinen rechten Fuß und verzog das Gesicht. An 5,92 Metern scheiterte Lavillenie schlussendlich.

Wieder ein bitterer Olympia-Tag für ihn. 2016 in Rio war er bei der Siegerehrung von den brasilianischen Zuschauern ausgebuht worden. Als die Nationalhymne für Braz erklang, liefen ihm Tränen übers Gesicht. Vielleicht greift er in Paris 2024 mit dann 37 Jahren noch einmal an.

Weltrekordversuch scheitert knapp

Die dünne Höhenluft genießt dagegen nur Duplantis. Fast schon traumwandlerisch sicher meisterte er alle Höhen inklusive der Marke von 6,02. Dann ließ er 6,19 auflegen – im Februar 2020 hatte er sich in Glasgow mit 6,18 Metern den Weltrekord gesichert. Der erste Versuch misslang knapp, als er die Latte mit der Brust touchierte. Den zweiten Versuch brach er ab – auch der dritte klappte nicht.

In diesem Jahr unterlag Duplantis nur in der Wind- und Wetterlotterie im englischen Gateshead beim Diamond-League-Meeting im Mai dem zweimaligen Weltmeister Sam Kendricks. Der US-Amerikaner war allerdings einen Tag vor Beginn der Leichtathletik-Wettkämpfe positiv auf Corona getestet worden und durfte in Tokio nicht antreten. Die Show hätte aber auch er Duplantis wohl kaum gestohlen.

Von Martin Moravec, Andreas Schirmer und Ulrike John, dpa