Helme flogen hoch durch die Luft, die Schläger fegten übers Eis, an der Bande herzten sich die Profis um Nico Sturm in einer riesigen Jubeltraube.
Die Colorado Avalanche haben den Stanley Cup gewonnen. Mit der riesigen Trophäe in den erhobenen Armen genoss Sturm als fünfter Deutscher den Titeltriumph in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL. Vor dem 27 Jahre alten Augsburger war das Uwe Krupp, Dennis Seidenberg, Tom Kühnhackl und Philipp Grubauer gelungen.
Mit der Schlusssirene beim 2:1 (0:1, 2:0, 0:0) über Titelverteidiger Tampa Bay Lightning ging die Endlos-Party los, am Donnerstag steht für Sturm und seine Teamkollegen die große Parade in Denver an. «Das schlechteste NHL-Team vor fünf Jahren hat seine Reise an die Spitze der Hockey-Welt Sonntagabend vollendet», schrieb die «Denver Post».
Ausgleich durch MacKinnon
«Es ist verrückt», sagte Torschütze Nathan MacKinnon und wollte einfach nur noch seine Familie umarmen. «Es ist schwer zu beschreiben. Ich wusste nicht wirklich, wie es sein würde, das Ding zu gewinnen.»
Er hatte im zweiten Drittel die Führung der Gastgeber ausgeglichen, für das Siegtor hatte ebenfalls im Mitteldurchgang Artturi Lehkonen gesorgt. Damit war die Entscheidung im sechsten von sieben möglichen Endspielduellen gefallen, Colorado hatte den vierten Sieg perfekt gemacht.
«Es war, als würde ich ein Videospiel schauen», sagte Erik Johnson, mit 34 Jahren einer der älteren Spieler bei den Avs. Demut, Dankbarkeit, Freude, Stolz. «Es ist fantastisch», sagte Johnson, der seit 2011 schon für Colorado spielt und seine Karriere vor einem Jahr beinahe beendet hätte. Kapitän Gabriel Landeskog hatte ihm die Trophäe nach dem Triumph als erstem gegeben, nachdem er sie vom stellvertretenden NHL-Boss Bill Daly bekommen hatte – NHL-Chef Gary Bettman fehlte wegen einer Corona-Infektion. «Sie ist schwerer, als ich gedacht hatte», kommentierte Johnson.
Sturm strahlt mit Stanley Cup
Fast 90 Zentimeter hoch und knapp 16 Kilogramm schwer ist der riesige Pokal. Das Grinsen wich aber auch Nico Sturm nicht aus dem Gesicht, als er den so legendären und nicht viel begehrteren Stanlay Cup übers Eis trug. Der Bayer war erst Mitte März von den Minnesota Wild nach Colorado gewechselt. «Ich will der Mannschaft in Colorado helfen, den Stanley Cup zu gewinnen. Über alles andere mache ich mir nach der Saison Gedanken», hatte er betont. Das Nachdenken dürfte nun aber noch mal ein bisschen Pause haben.
Die Avalanche behielten durch den Erfolg ihre hundertprozentige Ausbeute – jedes Mal, wenn das Team es in die entscheidende Serie um den Titel geschafft hat, steht am Ende die Meisterschaft: 1996, 2001 und 2022. «Ich hatte das Gefühl, dass wir den Job erledigt kriegen», sagte Colorado-Coach Jared Bednar. Gegner Lightning hatte den Stanley Cup in den beiden vergangenen Jahren gewonnen, war aber als Außenseiter in die Final-Serie gegen Colorado gegangen.