Bibiana Steinhaus-Webb bezeichnet die Stimmung während der Fußball-Europameisterschaft als Glücksfall. «Der Sport zeigt, wie internationale Begegnung gehen kann und dass Konflikte in aller Fairness ausgetragen werden können», sagte die 45-Jährige dem «Tagesspiegel» (Freitag). Steinhaus-Webb fungiert während der Europameisterschaft als ARD-Expertin und EM-Botschafterin des Auswärtigen Amts.
Die erste Schiedsrichterin in der Bundesliga erhofft sich durch die gute Stimmung auch eine gewisse Nachhaltigkeit im gesellschaftlichen Alltag: «Auch jenseits des Sports müssen wir alle uns grundsätzlich fragen, wie wir eigentlich miteinander umgehen wollen. Halten wir uns an die Spielregeln? Schaffen wir es, fair zu bleiben, auch wenn uns daraus gelegentlich ein Nachteil entsteht?»
Sie selbst, die 2007 ihre erste Zweitligapartie und zehn Jahre später insgesamt 23 Spiele in der Bundesliga leitete, musste gegen Klischees ankämpfen. «Das war natürlich etwas ganz Neues. Viele Spieler, Trainer und Zuschauer mussten sich erstmal an den Anblick gewöhnen. Aber es ist mir zum Glück gelungen, sie durch Leistungen zu überzeugen.»
Dass sie sich in einem stark männlich geprägten Umfeld behauptete, prägt die Polizeihauptkommissarin auch drei Jahre nach Beendigung ihrer Karriere. «Als die Erste wird man stellvertretend für sein ganzes Geschlecht bewertet. Jedes Mal, wenn ich auf dem Spielfeld war, habe ich nicht nur für mich selbst performt, sondern für alle Frauen, die jemals Schiedsrichterin werden möchten.»