Streichs Gespür und Jeongs Toren: Freiburg siegt beim VfB

Christian Streich hatte wieder mal das richtige Händchen. Erst nach langem Hin und Her hätte er sich mit seinen Assistenten am Freitagabend auf eine Taktik für das Baden-Württemberg-Duell beim VfB Stuttgart festgelegt, verriet der Trainer des SC Freiburg. Und sie war aufgegangen.

3:2 (3:2) gewannen die Badener bei den Schwaben – mit der gleichen Grundformation wie beim furiosen 2:1 gegen Borussia Dortmund eine Woche zuvor und einem prima aufgelegten Woo-yeong Jeong, der gleich zwei Tore erzielte (3. und 9. Minute).

«Zum Glück haben wir uns so entschieden», sagte Streich mit Blick auf die Ausrichtung seiner Mannschaft. «Sonst wäre der Woo-yeong vielleicht draußen gewesen, wenn man ehrlich ist.» So aber war der Südkoreaner mittendrin beim dritten Liga-Sieg der Freiburger über ihren schwäbischen Rivalen nacheinander. Lucas Höler (28.) erzielte das dritte Tor der Gäste, die nun schon sieben Punkte haben und damit so viele wie noch nie nach drei Spieltagen in der Fußball-Bundesliga. «Ich kann rechnen und weiß, wie viele Punkte wir noch brauchen um ein weiteres Jahr Bundesliga zu spielen», betonte Streich allerdings und versuchte die Euphorie im Breisgau direkt wieder etwas einzudämmen.

Beim personell gebeutelten VfB wurde die Stimmung indes weiter getrübt. Konstantinos Mavropanos (45.) und Hamadi Al Ghaddioui (45.+2) hatten die Stuttgarter mit ihren Toren vor 25.000 Zuschauern zwar nochmal rangebracht, am Ende stand aber die zweite Niederlage in Serie. Und Torschütze Mavropanos musste in der 61. Minute wegen einer Hüftprellung auch noch ausgewechselt werden. Als hätten die Schwaben, denen unter anderem Stürmer Sasa Kalajdzic infolge einer Schulter-OP monatelang fehlen wird, nicht schon genug Verletzungssorgen.

Gegen die vom Sensationssieg über den BVB beflügelten Gäste wirkten die Stuttgarter in der ersten Viertelstunde komplett überfordert. Jeong erst völlig freistehend per Kopf und dann mit einem wuchtigen Schuss unter die Latte erzielte seinen ersten Doppelpack in der Bundesliga – und den frühesten eines Freiburgers im Oberhaus überhaupt. «Wir haben den Anfang komplett verschlafen», sagte der frühere SC-Torhüter Florian Müller, der in der Sommerpause nach Stuttgart gewechselt war, bei Sky. Beim zweiten Gegentreffer hatte der Schlussmann nicht gut ausgesehen und Jeong den Ball mit einer schwachen Faustabwehr quasi aufgelegt.

Insgesamt lief bei den Schwaben, die mit der gleichen Startelf wie bei der heftigen 0:4-Klatsche in Leipzig antraten, zunächst nicht viel zusammen. Mehr als ein Schuss von Mateo Klimowicz, bei dem Freiburgs Keeper Mark Flekken zur Stelle war (19.), sprang offensiv vorerst nicht heraus. Als Höler nach einer Flanke von Roland Sallai zum 3:0 einköpfte, schien die Partie bereits entschieden und das nächste Debakel für den VfB seinen Lauf zu nehmen. In einer wilden Schlussphase der ersten Hälfte kämpfte sich das Team von Trainer Pellegrino Matarazzo aber zurück. «Kämpfermentalität» und «gute Energie» hätten seine Schützlinge da gezeigt, so der VfB-Coach.

Nach den Stuttgarter Toren durch Mavropanos im Anschluss an einen Sololauf und Al Ghaddioui per Kopf «war das Stadion voll da», wie SC-Trainer Streich bemerkte. Die Gastgeber nahmen den Schwung auch mit in die zweite Halbzeit, wussten in dieser ihre Dominanz dann aber nicht mehr zu nutzen. Die Freiburger, bei denen Manuel Gulde als zusätzlicher Innenverteidiger kam, brachten ihren Vorsprung über die Zeit und besiegten den VfB letztlich – genau wie vergangene Saison – nach 3:0-Führung mit 3:2. Dank Jeong. Aber auch dank Streich.

Von Christoph Lother, dpa