Streit um Regeln in Valorant-Liga: CGN entlässt Academy-Team

In einer Auseinandersetzung mit Valorant-Entwickler Riot Games um offizielle Wettkampfregeln hat CGN Esports sein Nachwuchs-Team entlassen.

Mit einem Video auf Twitter kündigte die E-Sport-Organisation aus Köln am Samstag an: «Damit sie an Project V teilnehmen können, stellen wir unsere Youngstars frei.»

Im Kern geht es um den Punkt 2.1.1 im Regelbuch des Wettkampfs für die EMEA-Region (Europa, Nahost, Afrika): «Die VCT Concurrent Ownership Policy verbietet es einem Eigentümer oder Betreiber eines Valorant-Teams, Eigentum oder Kontrolle über mehr als ein Team zu haben, das an einem offiziellen Wettbewerb teilnimmt, oder unangemessenen Einfluss darauf zu nehmen.»

Keine Möglichkeit mehr für Academy-Teams

Diese Regel sei erst am 10. Januar durch den Ligaveranstalter Freaks 4U Gaming konkretisiert worden, bestätigten mehrere deutsche Organisationen der Deutschen Presse-Agentur. In einer internen Ankündigung hieß es, die Regel gelte 2023 auch für Teams im VRC, also dem Wettkampf auf semiprofessionellem und Amateurniveau. Dieser wird im deutschsprachigen Raum unter den Namen «Project V» ausgetragen.

Das bedeutet: Organisationen und Eigentümer, die ein Team in der internationalen oder deutschen Liga haben, können in den Ligen darunter kein Nachwuchsteam betreiben.

Im Zentrum der Auseinandersetzung steht die Kommunikation durch Riot Games. Das Regelbuch wurde zwar schon Mitte November veröffentlicht. Allerdings hatte die Liga die Regel erst auf den VRC konkretisiert, nachdem die Organisationen ihre Teams final aufstellen mussten. Die Teams der Valorant Challengers DACH mussten Ende Dezember ihre Line-Ups mitteilen – die Ankündigung zu den Academy-Teams kam rund zwei Wochen später, am 10. Januar. Ein Screenshot dieser Ankündigung liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

CGN-Eigentümer: «Kann es nicht ganz nachvollziehen»

«Für mich ist das Youngstar-Projekt eine Herzensangelegenheit», sagt David Dick, Eigentümer von CGN, im dpa-Interview. «Dass wir das jetzt abgeben müssen, macht mich traurig. Und ich kann es nicht ganz nachvollziehen.»

Im offiziellen Statement von CGN heißt es: «Uns wurde dazu keine Erklärung oder Begründung gegeben und unsere Bitte nach einem direkten Kontakt zu Riot, um ein klärendes Gespräch zu führen, wurde abgelehnt.»

Der Veranstalter der Valorant Challengers DACH Evolution, Freaks 4U Gaming, teilte am Samstag auf dpa-Anfrage mit, dass für eine Beantwortung der Situation zunächst mit Lizenzgeber Riot Games gemeinsam gesprochen werden müsse, bevor eine Rückmeldung erfolgen könne. Eine direkte Anfrage der dpa an Riot Games ließ der Valorant-Entwickler zunächst unbeantwortet.

Academy-Teams sind der Talentbringer im E-Sport

Academy-Teams sind ein wichtiger Weg für E-Sport-Organisationen, Talente zu fördern. Die Nachwuchsteams starten in anderen Disziplinen wie beispielsweise League of Legends oder Counter-Strike auf niedrigerem Wettkampfniveau als die Hauptmannschaft. Oft gibt es auch eigene Ligen für den Nachwuchs.

Das Problem bei Valorant könnte die Durchlässigkeit des Wettkampfsystems sein: Theoretisch ist es möglich, dass sich ein Team aus der Amateurliga in die Regionalliga und sogar auf die internationale Ebene hochspielt. Spielt dort bereits ein Team derselben Organisation oder desselben Eigentümers, würde das zu Interessenskonflikten führen.

In der ebenfalls von Riot Games betriebenen E-Sport-Disziplin League of Legends existiert diese Durchlässigkeit in die obersten Wettkampfstufen nicht. Die LoL-Teams der obersten europäischen Liga waren früher sogar verpflichtet, Nachwuchsmannschaften in den Regionalligen anzuführen.