Strelow staunt über Dominator Bö – Sachse schafft WM-Norm

Über die nächste perfekte Biathlon-Show von Johannes Thingnes Bö konnte Justus Strelow nur staunen. «Es ist einfach phänomenal, was der anstellt auf der Loipe. Dafür heißt es noch viel trainieren – und vielleicht kommt man da irgendwann mal näher», sagte der 25-Jährige.

Als Neunter war der Sachse beim Weltcup im österreichischen Hochfilzen zwar bester Deutscher, eine Chance gegen den norwegischen Ausnahmekönner hatte Strelow aber zu keiner Zeit. Nach zehn Kilometern betrug sein Rückstand 1:14,5 Minuten – obwohl beide fehlerfrei schossen und jeweils die Strafrunde vermieden.

Einen Tag nach dem überragenden Sprintsieg von Denise Herrmann-Wick bei den Frauen konnte sich Strelow trotzdem freuen, denn er erfüllte bereits im vierten Einzelrennen des Winters die Norm für die Heim-Weltmeisterschaft im Februar 2023 in Thüringen. «Das ist auf jeden Fall gut und gibt eine Sicherheit in dem starken Team. Jetzt heißt es, von Rennen zu Rennen gute Ergebnisse zu liefern. Dann würde ich mich freuen, wenn ich in Oberhof am Start stehen darf», sagte der Sportsoldat im Zielraum in Tirol.

«Wir sehen einen neugeborenen Johannes»

Während sich der fünfmalige Olympiasieger Bö vor dem Franzosen Emilien Jacquelin und seinem Teamkollegen Sturla Holm Laegreid überlegen seinem 55. Weltcupsieg sicherte, gab es für die Skijäger aus Deutschland unweit der Grenze insgesamt zu wenig Grund zur Zufriedenheit. Hinter Strelow schaffte es nur Routinier Benedikt Doll als 14. noch unter die Top 20. «Ich hatte schwere Beine, die Leichtigkeit hat gefehlt und am Schießstand die Ruhe», sagte der 32 Jahre alte Doll, der sich drei Fehler leistete. Am Ende bedeutete das 1:36,8 Minuten Rückstand auf Bö. Vor knapp sechs Jahren war Doll an gleicher Stelle noch überraschend Weltmeister in dieser Disziplin geworden. Dabei hatte der Schwarzwälder Bö im Frühjahr 2017 um 0,7 Sekunden auf den Silberrang verwiesen.

Er will nun am Sonntag in der abschließenden Verfolgung Boden auf den fünfmaligen Olympiasieger Bö gut machen. «Wir sehen einen neugeborenen Johannes. Ich bin sehr zufrieden», sagte Bö nach seinem dritten Saisonerfolg in Serie. Der Skandinavier verbrachte nach seinen vier Olympiasiegen im Februar in Peking viel Zeit mit seiner Frau und Söhnchen Gustav. Die vergangene Saison hatte er vorzeitig beendet und den Gesamtweltcup quasi abgeschenkt, um anschließend noch eine längere Trainingspause einzulegen. Nun wirkt er stärker denn je.

Strelow knackt als vierter Athlet interne WM-Norm

Nach dem starken Saisonstart in der Vorwoche in Kontiolahti mit zwei dritten Plätzen durch David Zobel (Einzel) und Roman Rees (Sprint) sowie Staffel-Rang zwei lief es nun in Hochfilzen nicht wie erhofft. In Zobel, Rees, Doll und nun Strelow haben sich trotzdem schon vier Männer für die WM qualifiziert. «Es freut mich, dass ich vor so einer tollen Kulisse mein bisher bestes Weltcupergebnis einfahren konnte», sagte Strelow. Erstmals überhaupt konnte er aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren vor so vielen Zuschauern antreten: «Ich bin sehr froh, dass mich das nicht abgelenkt hat.»

Philipp Nawrath als 28., Roman Rees auf Rang 30, Vorjahressieger Johannes Kühn als 34. und David Zobel als 56. hatten mit den Topplatzierungen nichts zu tun. «Zwei Fehler ist nicht das, was ich von mir erwarte. Das Rennen war nicht so rund. Ich habe mich heute gehetzt gefühlt und nicht so die Ruhe gefunden», sagte der 29-jährige Rees.

Herrmann-Wick Favoritin in der Verfolgung

Zwei Tage nach ihrem ersten Saisonsieg geht Herrmann-Wick nun als Favoritin in das Verfolgungsrennen in Hochfilzen. In Österreich startet die 33-Jährige am Samstag (11.30 Uhr/ZDF) mit 18 Sekunden Vorsprung und kann sich mit einem weiteren Coup erstmals in ihrer Karriere an die Spitze des Gesamtweltcups setzen. Die Sächsin hat als Gesamt-Dritte nur noch 25 Punkte Rückstand auf das Gelbe Trikot.

Die Männer können anschließend (13.40 Uhr/ZDF und Eurosport) im zweiten Staffelrennen des WM-Winters den zweiten Podestplatz schaffen. Anders als beim zweiten Platz in der Vorwoche in Finnland übernimmt Routinier Doll die Rolle des Schlussläufers, dafür rutscht Rees auf die dritte Position nach vorn.

Thomas Wolfer und Sandra Degenhardt, dpa