Süles neue Gelassenheit: «Hansi» gefällt’s wieder

Mit Routinier Thomas Müller an der einen und Neuling Pascal Groß an der anderen Hand hatte Niklas Süle in der Wolfsburger Sonne sichtlich Spaß beim Aufwärmspielchen.

Drei Monate nach dem Fitness-Denkzettel von Bundestrainer Hansi Flick ist der Abwehrhüne von Borussia Dortmund wieder mittendrin in der Fußball-Nationalmannschaft. Und er will bleiben. «Jetzt hat es Hansi wieder gefallen anscheinend, und deswegen bin ich wieder dabei», sagte der 28-Jährige grinsend.

Im Juni hatte Flick nochmals auf den Innenverteidiger verzichtet und in einem Interview angemahnt, Süle müsse dringend an seiner Form und Fitness arbeiten. Der schlechteste Zeitpunkt war das für den BVB-Profi im Nachhinein eigentlich nicht – die DFB-Auswahl enttäuschte und fing sich gegen die Ukraine (3:3), in Polen (0:1) und gegen Kolumbien (0:2) sechs Gegentore in drei sieglosen Spielen ein. Im Gedächtnis blieb aber insbesondere, dass Süle seinen Profifußballer-Beruf angeblich nicht immer allzu ernst nehme.

«Das ist kein Thema, das mich erst seit gestern begleitet», sagte Süle. «Ich glaube, dass Hansi und ich ein sehr, sehr gutes Verhältnis haben. Wir haben beim FC Bayern viele tolle Erfolge zusammen gefeiert und haben dadurch eigentlich auch immer einen offenen und ehrlichen Austausch.» Es mache für ihn keinen Sinn, «rumzuschmollen».

Bundestrainer sieht positive Entwicklung bei Süle

Der Bundestrainer habe ihm die Beweggründe erklärt. Die akzeptiert Süle – auch wenn er die Begründung «nicht immer eins zu eins verstehen» müsse. Seiner Meinung nach wäre eine Nominierung im Sommer verdient gewesen. Entscheidend sei, «wie man mit der Situation umgeht», meinte Süle. «Ich komme damit sehr gut zurecht, mit den Dingen, die über mich geschrieben werden. Ich versuche trotzdem, jedes Wochenende, jedes Spiel, meine beste Leistung zu bringen.»

Flick hatte Süles Entwicklung zuletzt als «sehr positiv» beschrieben. So sei es ihm auch von BVB-Seite berichtet worden. In Dortmund war gestaunt worden, als der 28-jährige Süle aus dem Urlaub zurückkam. «Er hat das verstanden. Ich kann sagen, dass er im Urlaub deutlich mehr gemacht hat als alle anderen, weil er sich auf diese Saison einfach besser, intensiver vorbereiten wollte», erzählte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. «Wenn Niklas gesund bleibt und an seinen Themen arbeitet, wird er noch viel, viel besser werden.»

Harte Konkurrenz im DFB-Team

In der Nationalmannschaft wird sich der Innenverteidiger aber neu beweisen müssen. Real Madrids Antonio Rüdiger ist bei Flick in der Innenverteidigung gesetzt. Und neben ihm drängt der junge Malick Thiaw von der AC Mailand in die Startelf. Der 22-Jährige war im Juni in Süles Abwesenheit einer der wenigen Lichtblicke während der verpatzten Testspiele.

«Ich bin der falsche Ansprechpartner, das muss der Hansi entscheiden, ob ich spiele oder nicht», antwortete Süle auf die Frage nach seinen Ansprüchen. «Ich kann im Training Gas geben und im Verein Gas geben und hoffen, dass ich spiele.» Im Leistungssport müsse jeder versuchen, den Trainern «die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen. Da bleibt kein Platz für schlechte Gedanken, weil abliefern musst du sowieso.»

Dass kurz nach dem Training der DFB-Auswahl die deutschen Basketballer bei deren WM in Asien beim Einzug ins Halbfinale abgeliefert hatten, verfolgte Süle nur nebenbei. Er wünsche weiter viel Erfolg, sagte er, aber: «Ich spiele lieber Golf.» Und wieder grinste Süle.

Von Jan Mies und Klaus Bergmann, dpa