«Super» Jahn düpiert Schalke 04

Die kleine Schar Regensburger Fußball-Freunde kann ihr Glück kaum fassen, die riesige Fan-Gemeinde von Schalke 04 ihre Wut kaum noch zügeln.

Jahn Regensburg führt die mit großen Namen gespickte 2. Liga nach einem 4:1 gegen den Bundesliga-Absteiger mit zwölf Punkten aus vier erfolgreichen Spielen an. Acht Zähler Vorsprung hat der kleine Club aus der Oberpfalz auf den siebenmaligen Meister, fünfmaligen DFB-Pokal-Gewinner und UEFA-Cup-Sieger von 1997.

Jahn schaut nicht auf Tabelle

«Es ist unglaublich», bemerkte Torschütze Jan-Niklas Beste und flunkerte wohl doch ein bisschen, als er treuherzig sagte: «Auf die Tabelle schauen wir gar nicht. Wir wissen, wie gut die Liga ist.» Zur Zeit ist es aber – wie auch in den vergangenen Jahren schon nicht nur in der Startphase der Saison vorgekommen – eine verkehrte Fußball-Welt. Die Absteiger Schalke und Werder Bremen, das trotz halbstündiger Überzahl nicht über ein 0:0 in Karlsruhe hinauskam, lassen in ungewohnter Umgebung Federn.

Wie auch der Hamburger SV, der 2018 ein 0:5-Heimdebakel gegen den Jahn erlebte und mittlerweile den vierten Anlauf zur Bundesliga-Rückkehr nimmt. Vergangene Saison startete der HSV mit fünf Siegen, unter dem neuen Trainer Tim Walter läuft es abgesehen vom 3:1 zum Saisonstart auf Schalke alles andere als optimal. Nach dem 2:2 am Sonntag gegen Darmstadt 98 ist Hamburg seit drei Spielen sieglos und hat lediglich fünf Punkte auf dem Konto.

Grammozis: «Schnell eine Mannschaft werden»

Die rund 600 Schalke-Fans verließen am Samstag wütend das Jahnstadion in Regensburg. «Wir müssen schnell eine Mannschaft werden, nicht nur in der Kabine, sondern auf dem Platz. Wir dürfen uns nicht so präsentieren und in der Höhe verlieren», sagte Schalkes Trainer Dimitrios Grammozis nach der deftigen Abreibung durch die Gegentore von Beste (9. Minute), Steve Breitkreuz (55.), David Otto (73.) und Bayern-Leihgabe Sarpreet Singh (86.) vor 5324 glückseligen Fans.

Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic hat von langer Hand die Mannschaft geformt, die Grammozis nach dem Radikalumbau mit 30 Transferbewegungen noch sucht. Der 43-Jährige muss nun mit Kritik an seiner Arbeit umgehen, obwohl Sportvorstand Peter Knäbel mit in der Verantwortung steht. «Auf Schalke ist es nie ruhig», sagte Grammozis dazu und fügte im Nachsatz hinzu: «Aber wir sind intern ruhig.»

Diese Ruhe gibt es in Regensburg wie auch an anderen Außenseiter-Standorten im Umfeld – zum Beispiel beim zweitplatzierten Aufsteiger Dynamo Dresden, der schon zehn Punkte hat. Bescheidene Ziele wie der Klassenerhalt bestimmen das Handeln, dazu kommen willige Spieler. Regensburgs Coach Selimbegovic hat ein Ensemble, das harmoniert und funktioniert. Den Mega-Lauf seines Teams genießt der 39-Jährige, der mit dem Jahn in der vergangenen Saison erst auf der Zielgeraden den Klassenverbleib sicherte. Aber der Trainer wählte auch mahnende Worte: «Jetzt heißt es, dranzubleiben – und sich nicht zu gut zu finden. Denn da lauert die Gefahr, dass man denkt, dass man besser ist, als man wirklich ist.»