«Super Stimmung»: Zverev voller Zuversicht in US Open

Das Programm als Tourist in Manhattan an der Seite von Freundin Sophia Thomalla hinterließ bei Alexander Zverev vor dem Start der US Open ein paar Fragezeichen. Nur ein einzelner Strich auf einem Fernseher war im Museum of Modern Art zu sehen, dazu noch ein großer Strohballen als Ausstellungsstück? «Gut, in New York ist es halt Kunst, weil du da kein Stroh in der Stadt siehst», scherzte der Tennis-Olympiasieger achselzuckend.

Neben dem Besuch des weltberühmten Museums für zeitgenössische Kunst und des Empire State Buildings genoss der 26-Jährige an seinem freien Tag beim Spaziergang im Central Park noch etwas Ruhe. Der ganz große sportliche Trubel in Flushing Meadows startet für Zverev erst am Dienstagvormittag – und damit auch der nächste Anlauf für den ersehnten ersten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier. Er sei in «super Stimmung» und fühle sich «generell gut», schwärmte Zverev während einer kleinen Medienrunde am Wochenende.

Statt in einem der großen Pressekonferenzsäle wie Titelverteidiger Carlos Alcaraz & Co. nahm er in einem Séparée an einem runden Hochtisch im Bauch des Arthur Ashe Stadiums Platz. International steht Zverev noch nicht wieder im ganz großen Fokus.

Dennoch geht der Hamburger dank der vielversprechenden Generalprobe in Cincinnati mit einem Sieg über den Ex-US-Open-Champion Daniil Medwedew aus Russland und einer starken Leistung beim Halbfinal-Aus gegen den Serben Novak Djokovic voller Zuversicht in das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres. «Um solche großen Turniere zu gewinnen, brauchst du einfach die guten Matches gegen solche Spieler», sagte Zverev, der mit Djokovic in New York auch eine Trainingseinheit bestritt. «Hoffentlich kann ich hier noch ein paar Schritte weitergehen.»

Zverev: «Ich bin immer noch im Aufbau»

Vor drei Jahren stand Zverev schon kurz vor seinem ersten Major-Triumph, musste sich nach 2:0-Satzführung im Endspiel jedoch dem Österreicher Dominic Thiem geschlagen geben. Nach der schweren Knöchelverletzung bei den French Open im Sommer 2022 befindet sich der Weltranglistenzwölfte nun wieder auf dem Weg zur alten Topform. «Er hat das Talent und die Klasse, und grundsätzlich traue ich ihm einen Grand-Slam-Sieg bei den US Open zu», analysierte die Tennis-Legende Boris Becker zuletzt. «Zverev spielt momentan das beste Tennis seit seinem Comeback nach der langen Verletzungspause.»

Noch ist Zverevs Zeit aus Sicht von Becker «nicht rum», auch wenn der sechs Jahre jüngere Alcaraz in Wimbledon zuletzt bereits seinen zweiten Grand-Slam-Titel feierte. Im Viertelfinale könnte Zverev nun auf den Jungstar aus Spanien treffen.

Was ihn derzeit von Alcaraz und Djokovic, die sich vor knapp zwei Wochen ein episches Finale in Cincinnati lieferten, unterscheidet? «Die spielen ohne Verletzungen die ganze Zeit durch. Tennis ist eine Sportart, wo du Selbstbewusstsein brauchst», sagte Zverev. «Das haben sie – und ich bin immer noch im Aufbau.»

Auf dem Weg zum Duell mit Alcaraz, der gegen den Badener Dominik Koepfer beginnt, ist für Zverev ein Achtelfinale gegen den formstarken Italiener Jannik Sinner möglich. Zunächst muss er aber am Dienstag (17.00 Uhr MESZ) auf Platz 17 im Erstrundenduell mit dem Australier Aleksandar Vukic bestehen. Für den früheren Weltranglistenzweiten weitgehend ein Unbekannter. «Er hat auf Hartplatz ganz gut gespielt», sagte er über die Nummer 51 der Welt. «Ich gehe davon aus, dass er in guter Form ist.» Das will auch Zverev beweisen.

Von Florian Lütticke, dpa