Superstar im «Attacke-Modus»: Hamilton im neuen Silberpfeil

Entschlossener denn je und nun auch wieder im klassischen Silberpfeil: Lewis Hamilton ist bereit für die packende Revanche im WM-Titelkampf der Formel 1.

Von der psychischen Last des Drama-Finales der vergangenen Saison will sich der 37 Jahre alte Brite nicht bremsen lassen auf dem neuerlichen Weg zum 8. WM-Triumph. «Was dich nicht umbringt, macht dich nur stärker», betonte er: «Ich bin darauf fokussiert, der Beste zu sein, der ich sein kann.»

Hamilton will den alleinigen Titelrekord

Bei seinem wochenlangen Komplettrückzug aus der Öffentlichkeit drückte Hamilton den Resetknopf. Er genoss die Zeit mit der gesamten Familie. Längst ist Hamilton aber schon wieder im Trainingsmodus, frühmorgendliche Läufe durch die Straßen von London gehören zum Programm. Am Freitag stellte er zusammen mit seinem neuen Teamkollegen George Russell den Mercedes W13 vor. Der Wagen, mit dem Hamilton in der Titelsammlung auch noch Michael Schumacher hinter sich lassen und den neuen Champion Verstappen direkt wieder entthronen will.

Dem 24 Jahre alten Niederländer trägt Hamilton aber nichts nach. «Max hat alles getan, was man als Fahrer tut, wenn einem die Möglichkeit gegeben wird», sagte Hamilton. Angeschaut hat sich der Brite das Rennen, in dem Verstappen am 12. Dezember vergangenen Jahres auf dem Yas Marina Cicuit von Abu Dhabi durch die Entscheidungen des mittlerweile abgesetzten Rennleiters Michael Masi in der letzten Runde Hamilton hatte überholen können, aber bis heute nicht. Zu lange ging es ihm auch so im Kopf herum. An einen Rücktritt habe er aber ehrlich nie gedacht, versicherte Hamilton. «Ich habe nie gesagt, dass ich aufhören würde. Ich liebe, was ich tue.»

Hamilton wirkt «aufgeräumt und entspannt»

Gleichwohl denke man am Ende einer Saison immer darüber nach, ob man die Zeit weiter opfern und den Aufwand betreiben wolle, um Weltmeister zu sein. «Das ist ein normaler mentaler Prozess bei mir.» Der diesmal allerdings von einem «signifikanten» Faktor beeinflusst wurde. Den Glauben an den Sport, den er liebe, habe er damals ein bisschen verloren. «Momente wie dieser können Karrieren definieren, ich lasse das aber nicht zu», sagte Hamilton, der aufgeräumt und entspannt wirkte.

Die jetzigen Maßnahme des Internationalen Automobilverbandes könnten nur ein erster Schritt sein, meinte er, nachdem die Fia am Donnerstag die Rennleitung neu besetzt und unter anderem einen Videoreferee angekündigt hatte.

Hamilton will die Emotionen in Kraft umwandeln. Die Power, die er brauchen wird, um sich in der Rekordsaison mit 23 Rennen am Ende wieder zu behaupten und den Titeln von 2008, 2014, 2015, 2017, 2018, 2019 und 2020 den nächsten, den achten, hinzuzufügen. «Unsere Batterien sind aufgeladen, weil wir eine Rechnung offen haben», betonte Teamchef Toto Wolff und ergänzte mit Blick auf Hamilton: «Es ist der Attacke-Modus.»

Russell löst Bottas im zweiten Mercedes ab

Nach zwei Jahren im schwarz lackierten Silberpfeil als Zeichen gegen Rassismus werden Hamilton und Russell im klassischen Silber-Look über die Strecken rasen. Ansonsten ist am W13 praktisch alles komplett neu durch die umfassenden Regeländerungen vor allem im aerodynamischen Bereich. Nur das Lenkrad wurde laut Team vom Vorgängermodell übernommen.

Ob es ein Siegauto ist – offen. Auffallend sind die eher schmalen Seitenkästen. Ein anderes Konzept auf jeden Fall als beim neuen Ferrari F1-75, den die Scuderia am Donnerstag präsentiert hatte.

«Wir starten wieder bei Null», sagte Wolff: «Erfolge aus der Vergangenheit garantieren gar nichts.» Erste Erkenntnisse dürften die Daten der dreitägigen Testfahrten in der kommende Woche in Barcelona liefern, vom 10. bis 12. März wird dann in Bahrain geübt, am 20. März wird es dort ernst mit dem Rennauftakt.

Mit Russell dürfte Mercedes an Schlagkraft gewinnen im Kampf mit Red Bull, aber womöglich auch mit Ferrari, mit McLaren und möglichen weiteren Überraschungsteams. Er löst Valtteri Bottas ab, der seit 2017 für Mercedes gefahren war, nun aber im Alfa Romeo sitzt. «Während meiner Kartzeit war Lewis wie ein Superheld für mich», erzählte Ex-Williams-Fahrer Russell. Ende 2020 hatte der mittlerweile 24-Jährige den damals mit Corona infizierten Hamilton mal vertreten und nur durch Pech und Pannen gleich einen Sieg im Mercedes verpasst.