Svindal über Olympia-Vergabe: «Gehören alle zum System»

Der frühere Skirennfahrer Aksel Lund Svindal hat mit Blick auf die Olympia-Vergabe nach Peking die Nationen kritisiert, die keine Spiele austragen wollen.

«München und Garmisch-Partenkirchen haben ’nein‘ zu Olympia gesagt, Oslo/Norwegen hat ’nein‘ gesagt, auch Innsbruck und Sion in der Schweiz. Wir müssen dankbar sein, dass die Italiener 2026 (Mailand und Cortina d’Ampezzo, d. Red.) genommen haben, sonst wäre es vielleicht wieder ein Land geworden, bei dem man sagt: ‚Katastrophe’», sagte der Norweger in einem Podcast der ARD-«Sportschau».

«Wir wollen keine Alternative anbieten, sagen aber gleichzeitig, China soll es nicht machen», sagte Svindal, der 2010 im Super-G und 2018 in der Abfahrt jeweils olympisches Gold geholt und 2019 seine Karriere beendet hat. «Wir sind also genauso Teil des Problems, denn welche Option hat das IOC, wenn alle ’nein‘ sagen?»

Einen Sportlerboykott der Spiele in China sieht Svindal kritisch. «Ich finde, das ist den Sportlern gegenüber nicht fair. Die Entscheidung muss der Sport treffen, nicht die einzelnen Athleten», so der 39-Jährige. Auch von den Medien fordere er eine klare Haltung. «Wenn man sagt, Olympia in China ist eine Katastrophe, dann würde ich auch als Journalist sagen: Wenn Olympia nach China geht, werden wir keine TV-Bilder zeigen, auch wenn wir die Rechte für viel Geld gekauft haben, und nicht darüber berichten», sagte Svindal. «Als Journalist muss man auch Moral haben und kann die Verantwortung nicht einfach an die Athleten abgeben. Wir gehören alle zum System.»

China steht wegen Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, wegen der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong und Drohungen gegen Taiwan in der Kritik.