Es verging einige Zeit, ehe Tennis-Superstar Naomi Osaka nach ihrem überraschenden Aus im Achtelfinale Rede und Antwort stand. Die Gold-Hoffnung der Olympia-Gastgeber wollte erst einmal allein sein.
Die Organisatoren erklärten zunächst sogar, Osaka sei kommentarlos aus dem Ariake Tennis Park verschwunden. Doch dann sprach die 23-Jährige doch noch. «Ich habe definitiv das Gefühl, dass es eine Menge Druck gab», sagte Osaka am Dienstag nach dem 1:6, 4:6 gegen die stark spielende Tschechin Marketa Vondrousova. Es sei für ihre ersten Olympischen Spiele vielleicht ein bisschen viel Druck gewesen.
Gold-Hoffnungen enden früh
Osaka sollte bei ihrem Comeback nach ihrem aufsehenerregenden Rückzug von den French Open eines der Gesichter dieser Sommerspiele in ihrer japanischen Heimat werden. Die Nummer zwei der Tennis-Welt war Topfavoritin für das Damen-Einzel und eine äußerst vielversprechende Hoffnungsträgerin der bisher erfolgreichen Gastgeber-Nation. Zwei Matches hatte Osaka in Tokio souverän gewonnen, dann folgte dieser folgenschwere schwache Auftritt. Osakas Hoffnungen endeten früh.
Sie kam nicht nah heran an die Matches, in denen es um goldene, silberne oder bronzene Olympia-Ehren geht. «Ich bin nach jeder Niederlage enttäuscht, aber ich habe das Gefühl, diese nervt mehr als die anderen», sagte die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin, die bei der Eröffnungsfeier die olympische Flamme entzündet hatte.
Gegen Vondrousova, French-Open-Finalistin von 2019, lieferte Osaka eine enttäuschende Leistung mit ungewohnten Schwächen in ihren ansonsten oft starken Grundschlägen ab. Schnell lag sie mit 0:4 zurück. Insgesamt 32 unerzwungene Fehler leistete sie sich. Immer wieder hatte Osaka Probleme mit den Stoppbällen der Tschechin. «Meine Erwartungen waren viel höher», sagte die Weltranglisten-Zweite.
Knapp zwei Monate hatte die in Japan geborene, aber in den USA aufgewachsene Topspielerin vor Olympia auf Turniere verzichtet. Zunächst hatte sich die Australian-Open-Siegerin bei den French Open in Paris dazu entschlossen, keine Medientermine wahrzunehmen. Nach ihrem Paris-Sieg in der ersten Runde hatte sie zurückgezogen und öffentlich gemacht, unter Depressionsphasen zu leiden.
Sie hatte große Anteilnahme erfahren und eine Debatte über den Umgang mit mentaler Gesundheit im Spitzensport ausgelöst. Die Pause sei nötig gewesen, sagte Osaka in Tokio nach ihrem Auftaktmatch. «Ich fühle mich definitiv ein bisschen frischer und wieder glücklich.»
Für den Viertelfinaleinzug reichte ihre Leistung nicht. Mit ihrem Aus setzten sich in der Damen-Konkurrenz die Überraschungen fort. Auch die australische Weltranglisten-Erste Ashleigh Barty und die an Nummer drei gesetzte Aryna Sabalenka aus Belarus sind schon raus.