Als Springreiter André Thieme in Riesenbeck seinen Gold-Coup feierte, bereitete sich das deutsche Dressurteam nur 35 Kilometer entfernt auf die nächsten Medaillen vor.
«Wir haben trainiert und es nicht gesehen», berichtete Bundestrainerin Monica Theodorescu. «Nachher haben wir es natürlich mitbekommen und uns für ihn gefreut.» Thiemes Sieg sei «auf jeden Fall» zusätzlich motivierend beim klaren Ziel für die am Dienstag in Hagen beginnende EM: «Wir haben Titel zu verteidigen, gleich mehrere.»
Vor den Toren Osnabrücks, nur 35 Kilometer entfernt von Riesenbeck, geht die Medaillen-Jagd des deutschen Pferdesports in dieser Woche weiter. Mit dem Team-Silber und Einzel-Gold der Springreiter würden sich die Dressurreiterinnen freilich nicht zufrieden geben. Drei EM-Siege gab es vor zwei Jahren in Rotterdam, und die sollen es auch in dieser Woche in Hagen am Teutoburger Wald sein.
Ehrgeiz ungebrochen
Die deutschen Dressur-Damen wollen ihre Dominanz fortsetzen. Dass es langweilig werden könnte wie in der Fußball-Bundesliga mit dem Serienmeister FC Bayern München stört die Bundestrainerin nicht. «Ich hoffe nur, wir sind beliebter als die Bayern», sagte Theodorescu vergnügt.
Auch bei Deutschlands erfolgreichster Olympia-Teilnehmerin ist der Ehrgeiz ungebrochen. «Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich jetzt nicht vorhätte, auch die Europameisterschaft zu gewinnen», sagte Jessica von Bredow-Werndl. In Hagen wird die Doppel-Olympiasiegerin aus Tuntenhausen ihr Goldpferd Dalera satteln. «Natürlich möchte ich noch einmal eine solche Leistung abliefern.»
Das Quartett komplettieren Isabell Werth (Rheinberg) mit Weihegold, Helen Langehanenberg (Billerbeck) mit Annabelle und Dorothee Schneider (Framersheim), die aufgrund einer leichten Verletzung ihres Olympia-Pferdes Showtime mit Faustus reitet. In der am Dienstag und Mittwoch ausgetragenen Teamwertung ist die deutsche Equipe klar favorisiert. Auch im Einzel am Donnerstag (Grand Prix Special) und am Samstag (Kür) werden die einheimischen Reiterinnen ganz vorne erwartet.
Siege «keine Selbstverständlichkeit»
«Bei der EM im eigenen Land will man natürlich überzeugen», sagte Dennis Peiler, der Sportchef der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). «Bei der Dressur schauen wir ganz nach vorne, möglichst mit der Mannschaft und im Einzel.» Dennoch seien Siege «keine Selbstverständlichkeit», sagte Peiler: «Wir haben in Tokio erstmals seit 1996 bei Olympia den Einzel-Titel gewonnen, das war eine lange Pause.» Die Britin Charlotte Dujardin, in London und Rio Olympiasiegerin, gilt auch in Hagen als größte Konkurrentin.
Wenn es in der Dressur um Einzel-Gold geht, kann auch Thieme zuschauen und die Daumen drücken, denn der neue Europameister der Springreiter kommt nach Hagen. Noch vor seinem EM-Sieg in Riesenbeck hatte er am Sonntagvormittag um einen Startplatz im Rahmen-Programm von Hagen gebeten, wo am Sonntag eine Station der Riders Tour geritten wird. «Wir freuen uns riesig mit ihm über den Titelgewinn und genauso, dass wir ihn nun hier in Hagen a.T.W. feiern können», sagte Turnier-Organisator Ullrich Kasselmann, der in Riesenbeck live dabei war.