Tischtennis-WM: Timo Boll kampflos im Viertelfinale

Tischtennis-Star Timo Boll ist nur noch einen Sieg von seiner ersten WM-Einzel-Medaille seit zehn Jahren entfernt.

Bei den Weltmeisterschaften in Houston zog der Rekord-Europameister kampflos in die Runde der besten Acht ein, weil sich sein Achtelfinal-Gegner Wang Yang aus der Slowakei in eine Selbst-Quarantäne begeben hatte. Der 27-Jährige sei als Erstkontakt einer Person ermittelt worden, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde, teilte der Weltverband ITTF mit.

Corona-Fall bei WM

«Bislang ist das der einzige Coronafall bei dieser WM», bestätigte der deutsche Sportdirektor Richard Prause der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Bekanntwerden des positiven Tests habe die Zeit bei Wang Yang nicht mehr ausgereicht, um sich rechtzeitig für das Spiel gegen Boll noch freitesten zu können.

Wer in die USA einreisen und bei der WM starten wollte, musste dafür geimpft sein. Dennoch sind die Corona-Maßnahmen in Houston nicht mehr so streng wie bei den Olympischen Spielen in Tokio oder gar bei den als reine Turnierblasen organisierten Wettbewerben der neuen World-Table-Tennis-Tour (WTT) im Frühjahr. Spieler und Trainer werden nicht jeden Tag getestet und können sich frei im Hotel bewegen.

WM-Medaille für Boll in Sicht

Für Boll gilt nun: Wenn er auch das Viertelfinale gegen Kanak Jha aus den USA siegreich gestaltet, hat er bereits mindestens die Bronzemedaille sicher. Denn ein dritter Platz wird bei einer Tischtennis-WM nicht ausgespielt. Jha hatte sich im Achtelfinale gegen Bolls Landsmann Ruwen Filus mit 11:8, 11:8, 3:11, 11:9, 11:2 durchgesetzt.

Bislang ist Bronze bei den Weltmeisterschaften 2011 in Rotterdam der größte Einzelerfolg in der langen Karriere des 40 Jahre alten Boll. Der Star von Borussia Düsseldorf stand zwar schon vier Mal an der Spitze der Weltrangliste, gewann acht EM-Titel und bereits sechs WM-Medaillen mit der deutschen Mannschaft. Bei einer Einzel-WM kam er bei den vergangenen vier Versuchen jedoch nie weiter als bis ins Viertelfinale. 2019 in Budapest war es Boll, der vor dem Achtelfinale wegen eines fiebrigen Infekts aufgeben musste.

Favoriten müssen passen

Eine Parallele zwischen der aktuellen WM und der vor zwei Jahren ist: Wieder gab es in Bolls Turnierhälfte zahlreiche Favoritenstürze, die den Weg für ihn in ein Halbfinale oder sogar bis ins Endspiel möglich erscheinen lassen. Vize-Weltmeister Mattias Falck (Schweden), der an Nummer zwei gesetzte Japaner Tomokazu Harimoto (Japan), der Olympia-Halbfinalist Lin Yun-Ju (Taiwan) oder Team-Europameister Patrick Franziska (Deutschland): Sie alle schieden in den vergangenen Tagen überraschend aus. Von Bolls potenziellen Viertel- und Halbfinal-Gegnern gehört niemand zu den Top 15 der Weltrangliste. Auf einen Chinesen könnte er erst im Endspiel wieder treffen.

«Timo hat mit dem Chinesen Zhou Qihao das denkbar schwerste Zweitrunden-Los gehabt. Jetzt ist seine Turnierecke aber frei von den asiatischen Topspielern», sagte Prause. «Das ist immer noch eine WM und kein Gegner ist hier ein Selbstläufer. Aber natürlich hat Timo jetzt eine Chance. Bislang macht er hier einen sehr guten Eindruck.»