Tore-Show der Nationalspieler: Bayern festigt Liga-Spitze

Serge Gnabry holte sich nach seinem Gala-Auftritt reihenweise Gratulationen und Umarmungen ab. Nach einer Tore-Show seiner Fußball-Nationalspieler um den herausragenden Gnabry ist der FC Bayern auf dem besten Weg, als Nummer 1 in die lange WM-Pause zu gehen.

Bundestrainer Hansi Flick dürfte am 6:1 (4:1) der Münchner gegen Werder Bremen dank der vielversprechenden Turnierform seiner Leistungsträger viel Freude gehabt haben. Neben Dreifachtorschütze Gnabry (22./28./82. Minute) sorgten Jamal Musiala (6.), Leon Goretzka (26.) und der eingewechselte Mathys Tel (84.) für viel Jubel der 75 000 Zuschauer im letzten Bayern-Heimspiel des Jahres.

«Wir hatten eine gute Gier, einen guten Geist. Wir haben wieder ein schönes Spiel für die Fans abgeliefert», schwärmte Trainer Julian Nagelsmann bei Sky. Joshua Kimmich fand die erste Halbzeit gegen Bremen «sehr spektakulär. Da haben wir sehr zielstrebig nach vorne gespielt und hätten noch mehr Tore schießen können».  

Mane muss früh raus, Gnabry trifft dreifach

Beim Fließbandschützen Eric Maxim Choupo-Moting endete dagegen der Torlauf, als der Angreifer mit einem Foulelfmeter an Bremens Torhüter Jiri Pavlenka scheiterte (18.). Für die naiv verteidigenden Gäste erzielte Anthony Jung (10.) den zwischenzeitlichen Ausgleich. Der neunte Pflichtspielsieg in Folge, mit dem die Münchner ihre Tabellenführung erfolgreich verteidigten, geriet aber zu keiner Zeit in Gefahr. «Wir wussten: Wenn wir so mutig nach vorne verteidigen, kann es Lücken geben», sagte der Bremer Leonardo Bittencourt. Man habe «viel Lehrgeld» gezahlt, der Plan sei «ein Stück weit in die Hose gegangen».

Anderthalb Wochen vor dem WM-Start musste Bayern-Starzugang Sadio Mané nach 20 Minuten angeschlagen ausgewechselt werden. Wie schwer Afrikas Fußballer des Jahres verletzt ist, war offen. «Er hat einen Schlag aufs Schienbeinköpfchen gekriegt und muss vielleicht zum Röntgen, weil es eine unangenehme Stelle ist», verriet Nagelsmann. Für den Senegalesen kam Nationalspieler Leroy Sané, der zwei Tage vor Flicks WM-Nominierung wichtige Wettkampfpraxis sammeln konnte und unter anderem den Pfosten traf (54.). Der verletzte Thomas Müller verfolgte den Auftritt seiner Teamkollegen gut gelaunt auf der Tribüne.

Auch ohne ihren am Rücken verletzten Top-Torjäger Niclas Füllkrug versteckten sich die Gäste keineswegs und setzten auf frühes Pressing – und wurden dafür von den spielfreudigen und eiskalten Bayern bitter bestraft. So auch bei der frühen Führung für den Favoriten: Nach einem Ballverlust von Jung gegen Gnabry konterten die Münchner blitzschnell in den gegnerischen Strafraum, wo Mané zunächst vergab, Musiala aber den Abpraller nutzte. Schon gegen Hertha hatte der Jungstar für die wichtige 1:0-Führung gesorgt. 

Bremen mutig, aber Bayern eine andere Klasse

Nachdem Mané eine gute Chance zum 2:0 vergeben hatte (9.), schlug Werder mit seinem ersten guten Angriff zurück: Nach herausragender Vorarbeit des quirligen Mitchell Weiser machte Jung seinen Fehler vor dem 0:1 wieder gut und erzielte per Direktabnahme den Ausgleich. Die Bayern ließen sich davon aber genauso wenig beeindrucken wie vom vergebenen Foulelfmeter von Choupo-Moting oder der verletzungsbedingten Auswechslung von Mane. Ganz im Gegenteil: Die Münchner nutzten die Räume, die ihnen die offensiven Bremer unfreiwillig schenkten, zu weiteren Treffern vor dem Seitenwechsel durch zweimal Gnabry und Goretzka. 

Bei den Bremern fehlte Füllkrug mit seiner Wucht und Präsenz als Anspielstation, sein Vertreter Oliver Burke blieb weitestgehend blass. Auch Marvin Ducksch konnte sich nicht wie gewohnt in Szene setzen, und nach einem fatalen Rückpass von Bayern-Innenverteidiger Dayot Upamecano im eigenen Strafraum vergab der Werder-Angreifer kurz vor dem Halbzeitpfiff die große Chance zum 2:4.

In der zweiten Halbzeit ließen es die Münchner deutlich ruhiger angehen und sparten so ein paar Kräfte. Die Kontrolle über das Spiel verloren sie aber zu keiner Zeit, auch Torchancen erspielte sich der Rekordmeister weiterhin.

Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa