Tour-Aus für Sagan – Team-Zukunft wohl geklärt

Ohne Chance auf das Grüne Trikot verließ Peter Sagan die Tour de France, der Abschied vom Team Bora-hansgrohe ist angeblich auch ganz nah.

Der sturzgeschwächte Slowake stieg am Donnerstag mit einer Knieverletzung aus und war womöglich ein letztes Mal im Trikot der besten deutschen Mannschaft bei der Großen Schleife. Ein Wechsel zum zweitklassigen französischen Rennstall TotalEnergies soll laut diversen Medienberichten bereits feststehen.

«Es ist eine schwere Entscheidung. Mein Knie ist wieder geschwollen und ich kann mein Bein nicht anwinkeln. Wenn man sein Bein nicht bewegen kann, bringt es gar nichts», sagte Sagan nach seinem Ausstieg vor dem Start der zwölften Etappe. Über seine Zukunft verlor er nur insofern ein paar Worte, als das er sich nun auf die Olympischen Spiele vorbereiten wolle.

Sagan begehrt, aber teuer

Dabei ist das eigentlich Thema die Mannschaft, für die Sagan künftig fahren wird. «Ihr wisst doch genau, dass ich erst ab dem 1. August etwas sagen kann», antwortet er Reportern und hält sich damit an die Vorschriften des Weltverbandes. Andererseits hätte eine Einigung mit Bora-Boss Ralph Denk längst feststehen und schon vor August kommuniziert werden können. Deshalb deutet vieles auf einen Abschied hin. Unklar ist zudem, was aus dem geplanten Treffen zwischen Denk und dem Sagan-Management am zweiten Ruhetag wird.

Sagan ist ohne Zweifel umworben. Neben seinen drei WM-Titeln hat er das Grüne Trikot sieben Mal gewonnen, dazu diverse Klassiker-Erfolge eingefahren. Und mit 31 Jahren ist der Slowake noch nicht am Ende seiner Leistungsfähigkeit angekommen, selbst wenn er nicht mehr die Siegmaschine der vergangenen Jahre ist.

Allerdings ist das Gesamtpaket Sagan teuer. Neben dem Gehalt von angeblich fünf Millionen Euro pro Jahr hängt an dem Superstar der Szene eine Entourage von sagenhaften elf Leuten. Neben den Fahrern Daniel Oss, Erik Baska, Maciej Bodnar, seinem Bruder Juraj Sagan bringt er noch zwei Mechaniker, zwei Physiotherapeuten, einen Sportdirektor, einen Pressesprecher und einen weiteren Betreuer mit. So berichtete es Patrick Lefevere, der deshalb umgehend von einer Verpflichtung absah. «Ich möchte kein Team in meinem Team», sagte der Chef von Deceuninck-QuickStep.

Bora würde Vertrag gern verlängern

Die Franzosen schrecken diese Bedingungen offenbar nicht ab, zumal sie einen großen Energie-Konzern im Rücken ab. Und mit einem Star wie Sagan dürfte das Team trotz der Zweitklassigkeit zu den großen Rennen eingeladen werden. Doch auch Bora ist offenbar nicht aus dem Rennen, würde den Vertrag gern verlängern.

Zuvor wollte Sagan bei der Tour eigentlich das achte Mal das Grüne Trikot gewinnen. Doch ein heftiger Sturz im Sprint der dritten Etappe ließ diesen Traum platzen. Zwar mischte er im Sprint von Valence wieder vorn mit, stieß dabei jedoch mit dem ohnehin lädierten Knie gegen den Lenker. «Eigentlich war ich auf dem Weg der Besserung. Und dann ist das passiert», sagte Sagan geknickt.

Der Abstand auf Grün-Träger Mark Cavendish betrug ohnehin bereits weit über 100 Punkte. Zudem waren mehr als eine Handvoll Fahrer vor Sagan platziert. Denk wollte das Grüne Trikot zwar noch nicht abschreiben, die Hoffnung war jedoch klein. «Wir werden jeden Morgen neu entscheiden, ob wir es auf einen Sprint anlegen» hatte Denk der dpa gesagt.

Am Donnerstagmorgen fiel die Entscheidung, es mit Rücksicht auf die weiteren Ziele ganz sein zu lassen. «Er bekommt jede Behandlung, die möglich ist und in den kommenden Tagen werden wir sehen, wie er darauf reagiert», sagte Bora-Arzt Christopher Edler. Sollte Sagan die Mannschaft verlassen, wird es definitiv kein Abschied in Grün.

Von Tom Bachmann und Patrick Reichardt, dpa