Trainerausbildung im E-Sport: «Einen klaren Standard setzen»

Wer andere trainieren möchte, benötigt eine Lizenz – in anderen Sportarten ist das seit langem die Regel. Im E-Sport, wo Trainer vor allem Quereinsteiger sind, sind solche Strukturen noch keine Selbstverständlichkeit. Doch auch im E-Sport werden Trainerinnen und Trainer ausgebildet.

Seit 2017 bietet der eSport-Bund Deutschland (ESBD) eine eigene Grundlagenausbildung für E-Sport-Training an. An drei Tagen werden den Teilnehmenden dabei Inhalte zur Trainingsplanung, aber auch zu psychologischen und physischen Aspekten wie Suchtprävention und Persönlichkeitsentwicklung sowie Bewegung am Trainingsort vermittelt.

Bewegung im E-Sport-Lehrgang

Durch die Lehreinheiten führen Dozierende aus der deutschen E-Sport-Szene, die zum Teil zuvor auch selbst an der Ausbildung teilgenommen hatten. Zwischen den Vorträgen bekommen die Teilnehmenden regelmäßig die Aufgabe, in Kleingruppen eigene Ideen zu den Lerninhalten zu erarbeiten.

Aber auch physische Aktivität gehört dazu: Selbst in Onlineseminaren werden Bewegungsübungen ausprobiert, die zu einem ausgewogenen Trainingsalltag dazugehören sollen.

Im Juli kam nun die deutlich umfangreichere C-Lizenz dazu, mit der die ESBD-Akademie um Leiter Markus Möckel den nächsten Schritt zu einem aus dem klassischen Sport bekannten Lizenzstufensystem machen möchte. «Wir als Verband versuchen damit, einen ganz klaren Standard zu setzen, und zu sagen, dieses Ausbildungsniveau muss bestimmte Inhalte haben», sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Von erfolgreichen Teams lernen

Dass besonders auch die Lehreinheiten zu Psychologie und Bewegung wichtig für ein ausgeglichenes E-Sport-Training sind, begründet Möckel mit dem Erfolg von League-of-Legends-Teams wie MAD Lions und Rogue, die bereits seit Jahren mit Sportpsychologen zusammenarbeiten.

«Im Breitensport können mit dem Wissen gleich auch die Strukturen an der Basis angegangen und gewisse Aspekte damit neu hereingebracht werden», sagt Möckel.

Von den bisher über 100 Teilnehmenden waren dabei aber nicht alle vorher im E-Sport-Training aktiv, sagt Möckel: «Wir hatten selbst Leute, die über bewegte Videospiele Sport im Altersheim anbieten, die sich gefragt haben: Was können wir da eigentlich mitnehmen?»

Mit Einheit zum Remote Coaching

Auch auf die wegen Corona veränderten Bedingungen im E-Sport hat der ESBD reagiert: Die Ausbildung zur C-Lizenz, die zum Teil wieder in Präsenz stattfinden soll, enthält eine Einheit zum Remote-Coaching.

Patene Thomar von Leipzig eSports ist bei ihrem Verein eigentlich im Management aktiv. Das Gelernte möchte sie intern weitergeben. «Ich hatte das Gefühl bei einigen Trainern im Verein, dass man dort etwas hätte anders machen können. Ich hätte mich gerne mehr eingemischt, aber es fehlte mir ein bisschen die Expertise», sagt Thomar.

800 Euro für den ESBD-Trainerlehrgang

Mit 800 Euro pro Person sind die Kosten für die C-Lizenz für Breitensportvereine durchaus hoch. Finanzielle Förderung aus der Politik könnte dabei helfen, findet Teilnehmerin Katharina Spinner von eSport Rhein-Neckar – doch auf einer Ebene mit klassischem Sport steht E-Sport weiterhin nicht.

«Die Trainerlizenz hilft aber viel dabei, diese Anerkennung am Ende zu bekommen, weil es dem ganzen Struktur und eine Legimitation gibt», sagt Spinner. «Wir schulen unsere Leute, dass sie Sachen wie Computersucht frühzeitig erkennen können. Das hat eine ganz andere Wirkung gegenüber Politikern und Politikerinnen.»

Von Niklas Graeber, dpa