Transfersommer ohne «Jagdfieber»: Viel Lob für Salihamidzic

Hasan Salihamidzic ließ bei der Präsentation seines teuersten Sommertransfers aus der Heimat «ganz herzlich grüßen».

Der in dieser Wechselperiode viel beschäftigte Sportvorstand musste auf die Marketing-Reise des FC Bayern München nach Washington verzichten und fehlte deshalb auch, als der mindestens 67 Millionen Euro kostende niederländische Fußball-Nationalspieler Matthijs de Ligt als neuer Abwehrchef im Teamhotel vorgestellt wurde.

Salihamidzic treibt in München die nächsten Personalien voran. Die Transfers von Konrad Laimer (25) von RB Leipzig und Mathys Tel (17) von Stade Rennes sind zwei weitere Projekte, die er realisieren möchte. Aber schon jetzt gab’s von Aufsichtsratschef und Präsident Herbert Hainer die «Bestnote» für die Arbeit von Salihamidzic im noch über fünf Wochen offenen Transferfenster. Hainer und Co. reisten derweil am Freitag von Washington zur zweiten und letzten Etappe der US-Tour nach Green Bay weiter. Dort steht das abschließende Testspiel gegen den englischen Meister Manchester City mit Ex-Bayern-Trainer Pep Guardiola an.

Finanziell lukrative Lösungen

Salihamidzic sagte, dass er nach viel Kritik in der Vergangenheit nun «keine Genugtuung» verspüre. Aber das Lob aus dem Aufsichtsrat des Vereins sowie die veränderte Wahrnehmung in der öffentlichen Meinung werden ihm trotzdem gut tun. Die Prüfung mit dem Wechsel von Weltfußballer Robert Lewandowski nach Barcelona lösten der Bosnier und Vorstandschef Oliver Kahn für den FC Bayern zumindest finanziell lukrativ: Sie freuen sich über 45 bis 50 Millionen Euro Ablöse für einen fast 34-Jährigen, dessen hochdotierter Vertrag im Sommer 2023 ausgelaufen wäre.

Sadio Mané (30) und de Ligt (22) kamen im Gegenzug als neue Topstars und stärken nicht nur den FC Bayern, sondern auch Salihamidzic. Dazu lotste das Team um den Sportvorstand auch die von vielen Clubs umworbenen Ryan Gravenberch (20) und Noussair Mazraoui (24) nach München. Die beiden Ergänzungsspieler Marc Roca (25) und Omar Richards (24) wurde Salihamidzic für über 20 Millionen Euro los. Auch für Abwehrspieler Chris Richards winkt eine zweistellige Millioneneinnahme.

Kahn: «Es geht auch mal ein bisschen rustikaler zu»

Auf die Frage nach dem Anteil von Salihamidzic bei den Transfererfolgen betonte Kahn, dass «das überhaupt keine Überraschung» sei. Es gebe einen ständigen Austausch zwischen ihm und Salihamidzic, «da geht es auch mal ein bisschen rustikaler zu», sagte der frühere Torwart lächelnd. «Aber zum Schluss, das ist das Wichtigste, sind wir uns immer absolut einig, wenn wir uns für einen Spieler entschieden haben.»

Rund 120 Millionen Euro an Ablösesummen ließen sich die Münchner die Sommer-Verpflichtungen bislang kosten. In die gesamte Amtszeit von Salihamizdic fallen die vier teuersten Einkäufe der Club-Geschichte: Lucas Hernández (rund 80 Millionen Euro Ablöse), de Ligt (67), Leroy Sané (50) und Dayot Upamecano (42,5).

Erfolg hatte der Sportvorstand zuletzt vor allem mit der Strategie, dass er erst die Spieler von einem Wechsel zum FC Bayern überzeugte. Das erleichterte danach die Verhandlungen mit deren Arbeitgebern. Darüber hinaus wurden in den vergangenen zwölf Monaten einige wichtige Verträge verlängert, zuletzt der von Serge Gnabry bis 2026.

Salihamidzic verspürt kein «Jagdfieber»

Anders als der frühere Chefeinkäufer Uli Hoeneß, der in einem besonders umtriebigen Sommer einst selbst von einem «Jagdfieber» bei sich berichtet hatte, verspürte Salihamidzic ein solches Gefühl nicht. «Nein», sagte er, «wir haben versucht, das zu machen, was der Mannschaft unserer Meinung nach gefehlt hat.»

Aufsichtsratschef Hainer gefällt das Vorgehen von Kahn und Salihamidzic. Nachdem der Vorstand vor Monaten einen sehr detaillierten und strukturierten Plan präsentierte, habe man einen entsprechenden Finanzplan erstellt, verriet der frühere Adidas-Chef. «Wir sind in der Lage, eine Klasse-Mannschaft für die nächste Saison und auch für die Zukunft auf die Beine zu stellen.»

Der Aufsichtsrat, dem auch Salihamidzics Förderer Hoeneß angehört, stellt dem Sportvorstand eine Verlängerung des noch ein Jahr laufenden Vertrages in Aussicht. Der 45-Jährige, der laut Hainer «mit Leib uns Seele» für den Verein arbeitet, solle länger bleiben. Nach der Transferperiode sind Gespräche mit dem im Jahr 2020 vom Sportdirektor in den Vorstand beförderten Salihamidzic in der Vertragsfrage geplant.

Bei der Meisterfeier im Mai auf dem Nockherberg war Salihamidzic noch von Bayern-Fans mit vereinzelten Pfiffen und Buhrufen bedacht worden. Nun ist das Stimmungsbild ein ganz anderes. «Es freut mich, dass er endlich auch in der Öffentlichkeit die Anerkennung bekommt, die er schon länger verdient hat», sagte Hainer.

Von Christian Kunz, dpa