Markus Hörwick hat in über 30 Jahren als Mediendirektor des FC Bayern München viel erlebt. Aber die legendäre «Flasche leer»-Wutrede von Trainer Giovanni Trapattoni (83) war auch für ihn ein einzigartiges Erlebnis in seiner bis 2016 währenden Amtszeit.
Am Freitag jährt sich Traps Pressekonferenz mit der heftigen Spielerschelte zum 25. Mal. «Damals war es ein Tsunami, der über den deutschen Fußball hereingebrochen ist», sagt Hörwick rückblickend im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
«Giovanni Trapattoni war damals der erfolgreichste Trainer der Welt. Er war ein Gentleman-Trainer – immer leise Stimme, immer leise Worte. Er hat seine Spieler immer zu tausend Prozent geschützt. Dass dieser Mann so ausflippen kann und seine Spieler so an die Wand klatscht, konnte sich kein Mensch vorstellen – er selbst übrigens auch nicht», erzählt der heute 66 Jahre alte Hörwick.
Trapattoni-Rede wird zum Kult
Dreieinhalb Minuten dauerte der verbale Ausbruch in der Pressekonferenz zwei Tage nach einem 0:1 der Bayern beim FC Schalke 04, das die sportliche Krise in München verschärft hatte. Der italienische Trainer war von einigen Bayern-Profis für eine angeblich zu defensive Spielweise kritisiert worden. Insbesondere gegen die Nationalspieler Mario Basler, Mehmet Scholl und Thomas Strunz schlug er daraufhin verbal zurück. «Was erlauben Struuunz», lautete ein Kernsatz, der im speziellen Trap-Deutsch anschließend Kult wurde.
Der 10. März 1998 hat sich in Hörwicks Gedächtnis eingebrannt. Dreimal rief er an dem Tag Trapattoni an, der nach dem Schalke-Spiel nach Mailand zu seiner Frau geflogen war und mit dem Auto zurückfuhr nach München. Bei Hörwick entwickelte sich «ein Bauchgefühl».
Trapattoni habe schon zwei Tage zuvor nach der Schalke-Niederlage im Teamhotel «eine ähnliche Rede gehalten. Mit dem Unterschied, die Flasche war nicht leer, sondern voll», wie Hörwick erzählt. Auf dem Tisch stand eine Weinflasche. «Giovanni hat rumgefuchtelt und die Flasche dabei umgestoßen. Und Uli Hoeneß war von oben bis unten mit Rotwein bespritzt.» Alle im Raum spürten, «Trapattoni ist sauer, furchtbar sauer.» Aber es passierte alles intern.
Hörwick hoffte, dass der Trainer sich in der Heimat beruhigt hätte. Doch als er im Gegensatz zu sonstigen Pressekonferenzen mehrere handgeschriebene Zettel hervorkramte, ahnte der Pressesprecher, dass etwas passieren könnte. Hörwick überlegte sogar, während der Rede einzugreifen und Trapattoni zu bremsen: «Ich habe zweimal ernsthaft überlegt, ihn wegzuziehen. Es liefen aber mehrere Fernsehkameras mit, das ging nicht.»