Trauer und Jubel: Turbulenter Eintracht-Abend für «Holz»

Die Schlusspointe eines emotional aufgeladenen Abends mit tiefer Trauer und gewaltigem Jubel gehörte Axel Hellmann. Der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt schritt wenige Minuten nach Abpfiff des 3:1 (0:1)-Siegs über den FC Augsburg zielstrebig in die Interview-Zone und wollte unbedingt drei Punkte loswerden.

Zunächst: Den Dank an alle Beteiligten im Stadion für den Umgang mit dem Tod von Vereinslegende Bernd Hölzenbein, der am Montag im Alter von 78 Jahren starb. Zum Schluss: Mal wieder Kritik am Video Assistant Referee (VAR), der in seiner jetzigen Form nicht funktioniere.

Dazwischen: Brisante Worte, die nach einem wegweisenden Sieg für Europa durchaus wie Kritik an Mannschaft und Trainer Dino Toppmöller verstanden werden konnten. «Ich will sagen, man sieht, wie leicht es ist, dieses Stadion zu erwecken. Mit Zug zum Tor, mit Zweikämpfen, mit Leidenschaft. Das ist nicht schwer, dass dieses Stadion aus dem Sattel kommt. Und das muss uns mal von Anfang an gelingen und nicht erst in einer zweiten Hälfte», monierte der 52 Jahre alte Hellmann. Zuvor war Frankfurt in vier Partien sieglos und in den vergangenen Heimspielen auch erstaunlich harmlos geblieben.

Erinnerung an Hölzenbein

Der Vorstandssprecher ist sonst nicht mehr so oft in der Interview-Zone präsent, hatte an diesem emotionalen Freitagabend aber offensichtlich ein paar wichtige Anliegen. Seinen Drei-Botschaften-Monolog über ziemlich genau zwei Minuten beendete Hellmann mit den Worten: «Ich wünsche allen einen wunderschönen Abend, dankeschön.» Nachfragen ließ er nicht zu.

Auf einen derart packenden Abend haben sie in Frankfurt länger gewartet. Das Gedenken und die Erinnerung an «Holz», wie der Weltmeister von 1974 genannt wurde, sorgten schon vor Anpfiff für große Emotionen. Witwe Jutta und die beiden Kinder standen auf dem Rasen neben Hellmann, der sich mit persönlichen Worten an die Familie wandte. «Viel Trauer liegt seit Montag über diesem Club. Die Trauer ist besonders groß bei den Menschen, die neben mir stehen», sagte Hellmann. «Mir ist wichtig, dass Ihr merkt, dass Ihr mit der Trauer um Bernd nicht alleine seid.»

Als Omar Marmoush, der mit Hölzenbeins Lieblingsnummer sieben aufläuft, gut zwei Stunden später nach einem langen Sprint das entscheidende 3:1 in der Nachspielzeit schoss, lagen sich die Profis in den Armen. Es war der Schlusspunkt eines rasanten Abends und einer exzellenten zweiten Halbzeit der Eintracht, die mit 45 Punkten nun wieder deutlich vor Augsburg (39) liegt und das internationale Geschäft fest im Blick hat. Zuvor hatten Fares Chaibi und Hugo Ekitiké für die Eintracht sowie Ruben Vargas für Augsburg getroffne.

«Endlich kann ich diesen Satz auch mal noch sagen»

«Es ging nicht um viel Taktik, sondern um Emotionen – das, was das Stadion, den Verein und uns ausmacht. Diese Energie war in der zweiten Halbzeit zu spüren», sagte Torhüter Kevin Trapp. So sah es auch Trainer Toppmöller, der in den vergangenen tristen Wochen schon ein wenig zu verzweifeln drohte: «Es ist ein verdienter Sieg. Wir hatten gute Leidenschaft und gute Energie.» Seinen Teil der Pressekonferenz eröffnet hatte er mit den Worten: «Danke für die Glückwünsche, endlich kann ich diesen Satz auch mal noch sagen.»

Nun erwartet Frankfurt der extrem anspruchsvolle Saisonendspurt mit Spielen beim FC Bayern sowie gegen Meister Leverkusen und RB Leipzig. «Der Sieg kann ein Brustlöser sein. Das kann für die letzten Spiele sehr wichtig sein. Wir haben selbst die Erwartung, dass wir den sechsten Platz sichern. Dafür brauchen wir Punkte», sagte Abwehrspieler Robin Koch.

Wofür Platz sechs am Ende reicht, ist bislang nicht abzusehen und hängt vom weiteren Verlauf in Champions League und DFB-Pokal ab. Im besten Fall ist als Sechster ein Einzug in die Königsklasse möglich – dafür müsste Dortmund die Champions League gewinnen und dürfte in der Liga nur Fünfter werden. Falls der 1. FC Kaiserslautern überraschend den Pokal gewinnt, könnte es aber auch in die Conference League gehen. «Es ist nicht so, dass wir uns zurücklehnen können. Diesen Schritt haben wir geschafft, aber das war einer von fünf», sagte Toppmöller.

Patrick Reichardt und Leonard Fischer, dpa