«Traum wird wahr»: Wozniacki zieht in dritte Runde ein

Caroline Wozniacki warf Handküsse ins Publikum und wischte sich auf der Bank Freudentränen aus den Augen. Der dänische Tennis-Star feierte bei den US Open emotional den bislang größten Erfolg seit dem Comeback als zweifache Mutter nach mehr als dreieinhalb Jahren Pause – und freute sich schon wieder auf seine Kinder. 

«Ein Traum wird wahr»

«Es könnte nicht besser sein, ein Traum wird wahr», schwärmte die 33-Jährige am späten Abend (Ortszeit) im Arthur Ashe Stadion von New York nach dem 7:5, 7:6 (7:5) gegen Petra Kvitova in der zweiten Runde. «Wenn man mich vor drei Jahren gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass ich nie wieder auf diesem Court stehen werde.»

Nach ihrem Rücktritt im Januar 2020 war die frühere Weltranglistenerste zweimal Mutter geworden, dieses Jahr hatte sie sich zur Rückkehr entschlossen. Vor den US Open war ihr in zwei Vorbereitungsturnieren nur ein Sieg gelungen, nun bezwang sie mit der an Nummer elf gesetzten Tschechin erstmals seit 2018 wieder eine Top-20-Spielerin der Welt. 

Dabei zeigte Wozniacki eine starke Leistung und war auch läuferisch in Topform. Um ihren Hals baumelten zwei Goldketten mit Namen in kursiver Schrift: Olivia, für ihre zwei Jahre alte Tochter und James, für ihren zehn Monate alten Sohn. «Ich bin so glücklich, dass ich morgen mit den Kids relaxen und eine Stunde trainieren kann», sagte Wozniacki und blickte glücklich zu ihrer Familie mit Ehemann David Lee, einem früheren Basketball-Profi in der NBA, auf der Tribüne. Am Freitag (Ortszeit) geht es gegen die Amerikanerin Jennifer Brady um den Achtelfinaleinzug.

Die Australian-Open-Siegerin von 2018 berichtete in New York vom Leben einer Profisportlerin mit Kindern. Weil ihre Tochter Olivia mit weichen Bällen gar nicht mit dem Tennisspielen aufhören wollte, habe sie einen Tag bis zum Mittagessen auf dem Hotelzimmer verbracht, erzählte Wozniacki. Als sie sich eines Morgens auf die Anlage in Flushing Meadows verabschieden wollte, habe die Zweijährige gefragt: «“Mami, Mami, kann ich mit dir zur Arbeit gehen? Ich will wie du sein, ich will Tennis spielen.“ Das sind die süßen Dinge.»

Besondere Herausforderung durch Autoimmunkrankheit

Doch das Comeback ist für Wozniacki auch mit einer besonderen Herausforderung verbunden. Vor fünf Jahren war bei ihr rheumatoide Arthritis festgestellt worden, eine Autoimmunkrankheit, bei der es unter anderem zu Entzündungen und Schwellungen der Gelenke kommt. Die Krankheit ist nicht heilbar, kann bei rechtzeitiger Diagnose aber gut behandelt werden.

«Das ist etwas, womit ich den Rest meines Lebens leben muss», sagte Wozniacki bei diesen US Open. Der Umgang mit der Krankheit sei einfacher ohne den Profisport, da das Stresslevel besser dosiert werden könne. «Das ist etwas herausfordernder, wenn du auf einem sehr, sehr hohen Niveau gegen die besten Spielerinnen der Welt spielst.»

Unter diesen sind im Turnier auch noch andere Mütter wie die Ukrainerin Jelina Switolina und Taylor Townsend aus den USA. Sie habe sich vor dem Comeback auch mit Superstar Serena Williams ausgetauscht, sagte Wozniacki. Die Amerikanerin hatte nach der Geburt ihrer Tochter ihren Sport ebenfalls noch einmal wieder aufgenommen. «Sie unterstützt mich bei allem, was ich tue. Sie meinte, dass es sehr cool sei, dass ich zurückkomme.»

Als Wozniacki bei den French Open wieder trainierte, hatte Tatjana Maria bereits mit dem Comeback der Dänin gerechnet. «Das ist es, was wir brauchen», sagte die 36-Jährige, die zwei Töchter hat. «Wir brauchen mehr Mütter auf der Tour und ich freue mich sehr für jede Mutter, die zurückkommt.»

Von Florian Lütticke, dpa