Triathlon-Chef zu Olympia: «Leistungsgedanke im Keller»

Die fehlende Anerkennung des Leistungssports in Deutschland ist nach Auffassung von Triathlon-Präsident Martin Engelhardt ein Grund für das mäßige Abschneiden der Olympia-Mannschaft bei den Sommerspielen in Tokio.

«Die Bedeutung des Leistungssports in unserer Gesellschaft hat dramatisch abgenommen», sagte der Chef der Deutschen Triathlon Union (DTU) der Deutschen Presse-Agentur. «Der Leistungsgedanke ist, wenn man wissenschaftliche Befragungen im Ländervergleich anguckt, in Deutschland im Keller.»

Von daher verwundere es nicht, dass die Zahl der Talente nicht groß sei. «Sie brauchen für einen großen Pool an Talenten eine gewisse Begeisterung für den Leistungssport. Und die ist in Deutschland derzeit nicht vorhanden», sagte der 61-Jährige.

Schwache Medaillen-Bilanz

Das Team des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hatte in Tokio zehnmal Gold, elfmal Silber und 16 Mal Bronze geholt. Das ist die schlechteste olympische Medaillen-Bilanz seit der Wiedervereinigung. «Man sieht eindeutig, wo die Reise hingeht», sagte Engelhardt. «Man kann nicht einfach meinen, man gibt da ein paar Millionen mehr ins System und dann kommen mehr Medaillen raus.» Es sei klar, dass das so nicht funktioniere. «Dazu hätte man auch die Spiele in Tokio nicht gebraucht.»

Es müsse einen kompletten Neuanfang geben. «Wir brauchen ein umfassendes Sportprogramm für alle, um in der Bevölkerung überhaupt wieder Sportbegeisterung herbeizuführen und auch die Zustimmung für den Sport zu bekommen», sagte der Orthopäde, der als ein Kritiker des scheidenden DOSB-Chefs Alfons Hörmann gilt. «Und das geht nur, wenn Sie eine glaubwürdige Führung haben.»