«Es hat alles mit Liebe zu tun.» Stefanos Tsitsipas‘ Begründung für seine ungewöhnliche Extra-Belastung bei den French Open erweicht auch Boris Beckers Herz.
«Ich bin der Erste, der versteht, wenn man aus Liebe Dinge macht, die man mit normalem Menschenverstand nicht machen würde», sagte die Tennis-Ikone schmunzelnd bei Eurosport. Dann wandte er sich direkt an den Griechen: «Stefanos, liebe deine Freundin und deinen Bruder weiter – aber bitte nach dem Turnier. Konzentriere dich auf den Titel. Das ist doch alles viel zu anstrengend.»
Am Montag strich der griechische Tennisstar zum Leidwesen der Fans zumindest das am Nachmittag angesetzte Mixed-Doppel mit seiner spanischen Freundin Paula Badosa. Mit Bruder Petros trat der Weltranglisten-Neunte aber im Herren-Doppel zur zweiten Runde an und warf die Titelverteidiger Ivan Dodig (Kroatien) und Austin Krajicek (USA) in zweieinhalb Stunden mit 4:6, 7:5, 6:3 raus. Und das einen Tag vor seinem Viertelfinalmatch gegen den Spanier Carlos Alcaraz. «Das macht keiner außer Tsitsipas», hatte Becker kopfschüttelnd schon vor dem Match gesagt: «Der ist schlecht beraten, sorry!»
Bruder Petros dürfte Olympia-Ticket nun sicher haben
Warum er sich sogar einen Dreifach-Start antun wolle, wurde Tsitsipas während des Turniers gefragt. «Es hat alles mit Liebe zu tun», hatte der 25-Jährige geantwortet: «Die Möglichkeit zu haben, Liebe und Tennis zu verbinden, ist wirklich außergewöhnlich.» Zumal in Paris, der Stadt der Liebe, wo das Tennis-Traumpaar «Tsitsidosa» sein erstes Date hatte. Seinem Bruder dürfte er nun zum Olympia-Ticket verholfen haben.
Körperlich macht der French-Open-Finalist von 2021 bislang einen ausgezeichneten Eindruck. Und trainieren hätte Tsitsipas einen Tag vor seinem Viertelfinal-Match am Dienstag gegen Alcaraz ohnehin. Also alles halb so wild? Nicht für Becker.
«Du hast noch nie ein Grand Slam gewonnen, du hast wieder eine Topform, du gewinnst Monte-Carlo, du bist jetzt im Viertelfinale gegen Alcaraz», sagte der sechsmalige Grand-Slam-Turniergewinner. Darauf solle er sich konzentrieren, mit Starts im Doppel würde Tsitsipas nur «Zeit und Kraft» verlieren. Auch Ex-Profi Philipp Kohlschreiber meinte mit Blick auf das schwere Match gegen den Weltranglistendritten Alcaraz: «Da brauchst du jeden Funken Energie. Deswegen macht es keinen Sinn.»
Liebes-Comeback mit Paula Badosa
Doch Tsitsipas ist ein Gefühlsmensch, der gerade in diesen Tagen von Paris emotional auf einer Wolke schwebt. Das Liebes-Comeback kurz vor den French Open mit Badosa scheint ihn auch sportlich zu beflügeln. Nach wenigen Wochen Beziehungspause habe er gespürt, «wie intensiv die Liebe» zur spanischen Tennisspielerin sei, erzählte Tsitsipas: «Es war schwer für uns, getrennt zu sein. Ich habe schwere Zeiten durchgemacht.»
Tsitsipas hat eine für seine Verhältnisse schwache Hartplatz-Saison hinter sich, und kurz nach seinem Erstrunden-Aus auf Sand in Madrid verkündete er die Trennung von seiner «Seelenverwandten», wie er Badosa einmal genannt hat. Die Verbindung von Arbeit und Privatleben habe er damals als «einen Berg» empfunden, der für ihn unüberwindbar erschien. Doch Tsitsipas kann offenbar noch schlechter ohne Badosa.
Mit der 26-Jährigen an seiner Seite sei nun alles wieder einfacher. «Wir sprechen sehr viel über Tennis», sagte Tsitsipas: «Ich habe das Gefühl, dass wir uns in dem, was wir tun, gleichermaßen gut auskennen und viel Verständnis dafür haben, wie mit bestimmten Situationen umzugehen ist.»