Um die Konkurrenz kümmert sie sich nicht: Die frühere Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz will sich im Finale der WM an ihrem Paradegerät nur auf sich konzentrieren.
«Wie die anderen turnen, wirkt sich nicht auf meine Leistung aus», sagte die 24 Jahre alte Chemnitzerin, die bei den Titelkämpfen am Sonntag im japanischem Kitakyūshū (10.00 Uhr/MESZ) zum dritten Mal in ihrer Karriere nach einer WM-Medaille greift. 2017 hatte die gebürtige Saarländerin in Montreal Gold auf dem zehn Zentimeter schmalen Balken gewonnen, zwei Jahre zuvor in Glasgow holte sie bereits Bronze.
Als Dritte war die Olympia-Teilnehmerin von Tokio in der Qualifikation am Montag ins Finale der besten Acht eingezogen. Die dabei erreichte Schwierigkeitsnote von 5,4 könnte sie noch auf 5,9 aufstocken. «Ich will einfach nur eine schöne und saubere Übung turnen», kündigte sie an. «Dann werde ich sehen, was dabei herauskommt.»
Besonders im Fokus
Obwohl Schäfer-Betz während der Tage in Asien nicht darüber sprechen will, weiß sie, dass ein besonderer Fokus auf ihrem Auftritt liegt. Im November 2020 hatte sie gemeinsam mit ihrer Schwester Helene und anderen Turnerinnen in der Öffentlichkeit Vorwürfe gegen ihre langjährige Trainerin Gabriele Frehse erhoben. Von psychischer Gewalt und Medikamentenmissbrauch war die Rede. Frehse hat die Vorwürfe bestritten. Der Fall ist juristisch noch nicht abgeschlossen. Zuletzt hatte das Arbeitsgericht Chemnitz entschieden, dass die außerordentliche Verdachtskündigung Frehses durch den Olympiastützpunkt unwirksam sei und die 61-Jährige weiter beschäftigt werden müsse.
In den Hallen des Leistungszentrums waren die beiden sich schon viel früher aus dem Weg gegangen. Schäfer-Betz hat sich bei den Männern ein eigenes Refugium eingerichtet. Dorthin lädt sie ab nächster Woche zusammen mit ihrem Freund Andreas Bretschneider zu einem ersten Turncamp unter dem Titel «Grip&Grow» ein, in dem sie zeigen will, wie humanes Training und eine Rundum-Betreuung aus ihrer Sicht funktionieren.
Schäfer-Betz sieht die Premiere als Auftakt zu einer möglichen beruflichen Zukunft als Trainerin, will aber selbst noch mindestens bis zu den nächsten Olympischen Spielen 2024 an die Geräte gehen. «Es gibt für mich keinen Grund aufzuhören», sagt die Abiturientin. Das gelte auch im Fall eines weiteren Medaillengewinns.