Elisabeth Seitz musste nicht lange nachdenken, als sie nach ihrem jüngsten Triumph bei den deutschen Mehrkampfmeisterschaften der Kunstturnerinnen in der Dortmunder Westfalenhalle nach der Anzahl ihrer nationalen Goldmedaillen gefragt wurde.
«Wenn man weiß, dass man nur noch eine braucht, um alleinige Rekordmeisterin zu sein, dann merkt man sich das», sagte die Stuttgarterin. 23 sind es jetzt an der Zahl, womit die Europameisterschafts-Fünfte die DDR-Turnerin Ingrid Föst, die zwischen 1953 und 1963 insgesamt 22 Mal eine deutsche Meisterschaft feiern durfte, hinter sich gelassen hat.
Ein Selbstläufer war der Sieg mit 53,50 Punkten nicht. Die frühere Schwebebalken-Weltmeisterin Pauline Schäfer aus Chemnitz, die am Ende mit 53,40 Punkten Zweite wurde, hatte vor dem letzten Gerät noch mit mehr als einem halben Punkt Vorsprung vor Titelverteidigerin Sarah Voss aus Köln (53,00) geführt. Seitz, die zu dem Zeitpunkt Dritte war, hatte zuvor bei einer akrobatischen Verbindung vom Schwebebalken absteigen müssen und damit Punkte gelassen. «Aber man hat gesehen, dass es sich zu kämpfen lohnt», sagte sie nach der Siegerehrung, vor der sie sich sogar einige Tränen aus den Augen wischen musste.
Neben Seitz, Schäfer und Voss hat Kim Bui nach der ersten Olympia-Qualifikation gute Aussichten auf einen Startplatz in Tokio. Die 32-Jährige belegte mit 52,850 Punkten Rang vier. Die zweite Ausscheidung für die Spiele erfolgt am 12. Juni in München. An diesem Freitag bestreiten die Turner bei ihren Mehrkampf-Meisterschaften ihre erste Olympia-Qualifikation.
Schäfer waren bei ihrer Bodenübung ein paar Landungen nicht gut gelungen, so dass sie hinter die nun achtmalige Mehrkampfmeisterin zurückfiel. Dennoch war auch sie sehr zufrieden mit ihrem Auftritt. «Back in Business», kommentierte die 24-Jährige ihre erste öffentliche Vorstellung nach den Heim-Weltmeisterschaften 2019 in Stuttgart. An ihrem Spezialgerät Balken erfüllte sie mit 13,950 Punkten sogar die Vorgabe für eine finalreife Leistung bei den Olympischen Spielen in Tokio.