Tadej Pogacar offenbarte dann doch eine kleine Schwäche. Der Unantastbare klagte nach seinem bereits dritten Etappensieg über eine verstopfte Nase.
«Vielleicht ist es die Allergie. Es nervt, aber ich komme damit klar», sagte der Slowene. Übersetzt heißt das: Höchstens die Natur kann ihn vom ersten Triumph beim Giro d’Italia noch abhalten. Die Konkurrenz, so viel scheint bereits nach der ersten von drei Wochen klar, ist dazu nicht in der Lage.
Bei der zweiten Bergankunft am Samstag verzichtete Pogacar immerhin darauf, seinen Rivalen die nächste Demütigung zu verpassen. Alle Attacken auf dem Weg zum Ferienort Prati di Tivo konterte er sitzend, um dann 250 Meter vor dem Ziel allen davonzufahren. Die Abstände verblieben im Sekundenbereich. Dennoch hat der Gesamtzweite, der Kolumbianer Daniel Martinez vom deutschen Team Bora-hansgrohe, bereits fast drei Minuten Rückstand. Am Sonntag hatten die Sprinter ihre Chance, es siegte der Niederländer Olav Kooij in Neapel.
Die Überlegenheit ist so groß, dass sich Pogacar gezwungen sah, sich für seine Erfolge zu verteidigen. «Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass ich einigen Jungs richtig auf die Nerven gehe», sagte der 25-Jährige. «Aber ich fahre nun einmal für das Team, das mich bezahlt und meine Teamkollegen, die sich hier für mich den Hintern aufreißen. Wir wollen hier zeigen, wie stark wir sind.»
Hohes Startgeld für Pogacar
Die Langeweile haben sich die Organisatoren des Giro allerdings selbst verschafft. Dem Vernehmen nach soll Pogacars UAE-Team – und letztlich wohl der Rad-Star selbst – ein hohes Antrittsgeld für seine Premiere bei der zweitgrößten Rundfahrt der Welt erhalten haben. Zudem wurde die Strecke im Vergleich zu den Vorjahren deutlich einfacher gestaltet, die Höhenmeter wurden um etwa 20 Prozent reduziert.
Dies darf durchaus als Entgegenkommen an Pogacar eingeordnet werden. Schließlich kann er so am Ende etwas frischer aus dem Giro kommen und hat bessere Chancen auf den späteren Sieg bei der Tour de France. Das Double aus Giro und Tour war zuletzt ausgerechnet Italiens verstorbener Rad-Legende Marco Pantani 1998 gelungen. «Vom Double bin ich noch weit entfernt. Ich weiß, dass das schon viele versucht und es nicht geschafft haben», sagte Pogacar.
Er versuchte zumindest, die Gegner stark zu reden. «Ich denke, sie werden etwas Selbstvertrauen zurückgewinnen und wir werden ein paar großartige Schlachten in den nächsten Bergetappen sehen», sagte Pogacar.
In der Realität scheint die Natur sein größter Gegner zu sein. Das bezieht sich nicht auf seine mögliche Allergie. Der Giro ist bekannt für seine Phasen richtig schlechten Wetters, die einen Fahrer mental zermürben können. Allerdings ist Pogacar auch dafür bekannt, sich bei schlechtem Wetter wohlzufühlen.