Union gegen Investoren-Votum: «Kleingeistigkeit und Neid»

Union Berlins Präsident Dirk Zingler hat in einem Schreiben an die Deutsche Fußball Liga und die anderen 35 Profi-Clubs eine Verschiebung der Abstimmung über einen Investoren-Einstieg gefordert und scharfe Kritik am Verhalten anderer Clubs geübt.

«Auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners erstmals einen Investor an unseren Tisch zu lassen, ist der grundlegenden Bedeutung dieses Vorganges gegenüber unangemessen. Stattdessen sollten wir Zeit und Mühe dafür aufwenden, Einigkeit zu erzielen, einen breiten Konsens unter allen Beteiligten herzustellen, eine Position der Stärke zu entwickeln», forderte der Chef des Champions-League-Teilnehmers in dem auf der Homepage der Eisernen veröffentlichten Brief. Zuvor hatte der «Kicker» aus dem Schreiben zitiert.

An seinem grundsätzlichen Bekenntnis für einen Investoren-Einstieg ließ Zingler keinen Zweifel und kritisierte die Gegner des im Mai gescheiterten Modells. «Klug in den deutschen Profifußball, in unseren eigenen Weg zu investieren, ist notwendig. Doch unsere Kleingeistigkeit und unser gegenseitiger Neid haben uns daran wiederholt gehindert: Weil andere vermeintlich zu Unrecht mehr bekommen als mein Verein, stimme ich lieber ganz dagegen», beschrieb er seine Sicht auf die Ereignisse im Frühling.

Erneute Abstimmung «zum falschen Zeitpunkt»

Eine erneute Abstimmung über das abgespeckte Modell komme nun «zum falschen Zeitpunkt». Auch die zu erwartende niedrigerer Ertragsbeteiligung im Vergleich zum im Mai abgelehnten Vorstoß wurde als Kritikpunkt von Union aufgeführt. «Heute ‚kostet‘ ein Prozent Ertragsbeteiligung an unseren medialen Rechten für 20 Jahre einen möglichen Partner ca. 112 Millionen Euro. Im Frühjahr lag der Wert noch bei bis zu 176 Millionen Euro», rechnete Zingler vor.

Am Montag soll bei der DFL-Mitgliederversammlung über eine mögliche strategische Vermarktungspartnerschaft entschieden werden. In zahlreichen Bundesliga- und Zweitligastadien hatten sich Fans bereits zuletzt dagegen positioniert. Am 24. Mai waren ähnliche Pläne schon einmal gescheitert. Ein entsprechender Antrag hatte nicht die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit bekommen.

Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll der neue Partner eine Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein. Ein Großteil der Einnahmen soll in die Weiterentwicklung des DFL-Geschäftsmodells fließen und vor allem die Auslandsvermarktung stärken.

Die Berliner warnten nun unter anderem vor den Folgen von Multi-Club-Ownership und rein renditeorientierten Investorenmodellen. «Die kulturelle Bedeutung und die soziale Verankerung von Fußball finden in solchen Konstellationen immer weniger Beachtung. Das darf nicht unser Weg sein!», schrieb Zingler.