Union knackt gegen Arminia die 100er-Marke

Den herzlichsten Applaus bekam nach Union Berlins Last-Minute-Sieg gegen Arminia Bielefeld Timo Baumgartl.

Der Verteidiger konnte die Zuneigungsbekundung der Fans aber gar nicht hören. Nach seinem heftigen Knockout in der ersten Halbzeit war der Verteidiger schon zu Untersuchungen im Krankenhaus. Die Diagnose «schwere Gehirnerschütterung» bezeichnete sein Trainer Urs Fischer angesichts der beklemmenden Bilder von Baumgartl mit Nackenstütze auf der Trage dann sogar als «positive Nachricht».

«Ein Lucky Punch»

Erst als der Krankenbericht aus der Charité verkündet war, wollte sich Fischer der Analyse des späten 1:0-Erfolges in der Fußball-Bundesliga durch den Treffer von Kevin Behrens (88. Minute) widmen und hob dabei natürlich besonders den Siegtorschützen hervor. «Es freut mich für Kevin. Ein Lucky Punch. Der bringt uns drei Punkte, wichtige Punkte», lautete Fischers Fazit.

Nach zuletzt drei sieglosen Spielen war der Erfolg wichtig für die Fußball-Seele der Eisernen – gerade mit Blick auf das erste Heimspiel in der Gruppenphase der Conference League am Donnerstag gegen Maccabi Haifa. «Wir wollen auf die Tabelle kommen, nicht nur mit dem Namen sondern mit Punkten», sagte Fischer.

In der Bundesliga ist das dem 1. FC Union Berlin schon lange gelungen. Durch den Sieg gegen Bielefeld stehen nun im dritten Jahr insgesamt 100 Punkte zu Buche, eine Marke die Fischer erst mit Erstaunen und dann mit einem Lächeln zur Kenntnis nahm. Nebenbei wurde auch noch die famose Heimserie ohne Niederlage auf 20 Partien ausgebaut. Als Tabellenachter bewegt sich Union nach sechs Spieltagen wieder in Sichtweite der Europa-Region.

Arminia weiter ohne Sieg in Köpenick

Bielefeld wartet weiter auf den ersten Sieg in Berlin-Köpenick und auf den ersten Sieg in der laufenden Saison. Trainer Frank Kramer sieht aber keine Alarmsignale. «Wir haben vier Punkte nach sechs Spielen, klar. Aber schlecht gespielt haben wir nur einmal», meinte der Arminen-Coach. Die Partie in Berlin meinte er nicht. Dabei war die Arminia nur nach dem Seitenwechsel druckvoll. Ansonsten ließ man sich das Spiel diktieren und wurde spät bestraft.

Ganz viel Geduld hatte Fischer gefordert. Bielefeld stand wie erwartet stur und solide. In diesem Verbund die Lücken zu finden, sollte die Berliner Aufgabe sein. Fischer hatte dafür offensiver aufgestellt und zu Taiwo Awoniyi und dem diesmal hängend agierenden Max Kruse auch Andreas Voglsammer in die Spitze beordert. Der Ex-Armine brachte bei seinem Startelfdebüt seine Wucht ein – ein Tor gegen die früheren Kollegen wollte ihm jedoch nicht gelingen.

Union mit deutlichem Übergewicht

Das Berliner Übergewicht war frappierend. Mehrfach bot sich den Eisernen die Chance zur Führung. Es fehlte aber immer an der letzten Genauigkeit. Warum Bielefeld bislang nur drei Tore geschossen hat, war offensichtlich: Nach vorne ging bei den Ostwestfalen praktisch nichts. Union verlor bald nach dem folgenschweren Zusammenprall von Baumgartl mit Fabian Klos die zur Maxime erkorene Geduld. Der Spielfluss war weg. Und plötzlich hatte Bielefeld gute Chancen durch Klos (59.) und Robin Hack (61.).

Kruse versuchte, mit Körpersprache positiv auf seine Kollegen einzuwirken. Seine Flanke konnte Christopher Trimmel (69.) per Kopfball nicht verwerten. Joker Sheraldo Becker (74.) kam bei einer Hereingabe einen Schritt zu spät. Doch dann schlug der ebenfalls eingewechselte Behrens kurz vor Schluss doch noch zu – und belohnte Union für ganz viel Geduld.

Von Arne Richter, dpa