Minuten nach dem Schlusspfiff bebten die Tribünen in der Alten Försterei immer noch. Die Fans des 1. FC Union Berlin packten ihr Gesangsrepertoire aus, die Spieler tanzten ausgelassen auf dem Rasen. Erstes Saisonziel mit 41 Punkten erreicht und abgehakt.
«Ein freudiger Abend», sagte Trainer Urs Fischer und kündigte an: «Wir werden uns zusammensetzen und entsprechend ein realistisches Ziel definieren.»
Selbstredend ist dabei das nächste Ziel. In einer Woche steht das Hauptstadtderby an. Das dritte Duell mit Hertha BSC in dieser Saison. «Wir haben dieses Jahr gezeigt, wer die Nummer eins in Berlin ist. Das wollen wir so weiter beibehalten», betonte Abwehrchef Robin Knoche. Duell Nummer eins hatte Union im November vergangenen Jahres in der Meisterschaft mit 2:0 im Stadion An der Alten Försterei gewonnen, Duell Nummer zwei im Achtelfinale des DFB-Pokals im Januar mit 3:2 im Olympiastadion.
Konzentrierte Vorbereitung auf die Hertha
Duell Nummer drei folgt am Samstag kommender Woche. «Ich hoffe, dass wir ein bisschen Wind mitnehmen», sagte Fischer nach dem 1:0 gegen den 1. FC Köln: «Wir werden uns dann ab Montag auf die Aufgabe Hertha vorbereiten.» Bis dahin heißt es in Berlin-Köpenick: Genießen. 40 Punkte plus waren das erklärte erste Saisonziel, das sich die Unioner für ihre dritte Saison in der Fußball-Bundesliga gesetzt hatten.
Was geht nun noch? «Ich glaube schon, dass wir diese Saison noch einiges erreichen können», sagte Knoche. Trainer Fischer, einer, der die Ziele mit zurückhaltendem Realismus einordnet, ließ sich sogar zu einer kleinen Rechnung hinreißen. «Es sind noch sechs Spiele, davon drei zuhause. Das wären neun Punkte», sagte er.
Damit kämen die Unioner auf 50 Punkte. «Das kann ich mir gut vorstellen», befand der 56 Jahre alte Schweizer. So viele Punkte hatten sie in der vergangenen Spielzeit geholt und waren damit letztlich sogar in die neu geschaffene Conference League eingezogen.
Neun Punkte daheim, plus mögliche Auswärtszähler wie gegen die Hertha, die mit dem Sieg beim Debüt von Felix Magath vor der Länderspielpause neue Hoffnung geschöpft hat, vor dem Spiel an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei Champions-League-Aspirant Bayer 04 Leverkusen aber noch auf dem Relegationsrang liegt.
Köln tut die Niederlage weh
Die Unioner zogen auf jeden Fall an den Kölnern (40) vorbei. «Dass ich enttäuscht bin, kann sich jeder vorstellen», sagte Gäste-Trainer Steffen Baumgart. Mitgelitten hatte er am Rand, im T-Shirt mit Weste drüber bei gefühlten Minusgraden. «Die Niederlage tut uns weh. Damit müssen wir umgehen», sagte der 50-Jährige, der von den Union-Fans bei der Vorstellung auch gefeiert wurde.
Was Baumgart als Profi einst bei den Eisernen zwischen 2002 uns 2004 an Einsatz und Leidenschaft zeigte, bleibt unvergessen bei den Unionern. Genau wie das, was Fischer beim Kult-Club aus Köpenick schon leistete – allein die beiden Derby-Siege dieser Saison, denen schon bald der dritte folgen soll.