Union zu Weihnachten über dem Strich – Baumgart wackelt

Mit Wucht und Torinstinkt hat Benedict Hollerbach den 1. FC Union Berlin vor dem Absturz auf einen Abstiegsplatz bewahrt und die Lage von Steffen Baumgart als Trainer beim 1. FC Köln weiter verschärft.

Im letzten Spiel vor der kurzen Weihnachtspause brachte der Offensivmann nach einer Einzelleistung die Eisernen in der 56. Minute mit seinem Treffer gegen zuvor spielbestimmende Kölner auf die Siegerstraße. Der zuletzt vom neuen Trainer Nenad Bjelica ausgemusterte David Fofana (78.) sorgte beim glücklichen 2:0 (0:0) vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei für die Entscheidung.

Durch den zweiten Heimsieg unter Bjelica geht Union als Tabellen-15. in die kurze Weihnachtspause der Fußball-Bundesliga. Köln rutschte auf den 17. Platz ab und steht vor unruhigen Feiertagen. An alter Wirkungsstätte musste Union-Legende Baumgart einen weiteren Rückschlag hinnehmen. Doch auch die Berliner dürfen sich von dem Erfolg nicht blenden blassen. Der Klassenerhalt bleibt in dieser Verfassung ein hartes Stück Arbeit.

Brav stellte sich Union-Coach Bjelica bei Schiedsrichter Deniz Aytekin kurz vor dem Anpfiff an der Seitenlinie per Handschlag vor. Der Kroate mag gutes Benehmen. Entsprechend groß war das Geraune über die Absenz von Stürmerstar Sheraldo Becker im Kader. Disziplin, Form oder doch nur Fitness? Was fehlte? Bjelica hatte schon an Fofana ein Exempel statuiert. Gästecoach Baumgart sah offenkundig auch die Notwendigkeit zur Veränderung: Fünf Startelfwechsel nach dem 0:2 in Freiburg als Zeichen der Hoffnung auf neue Impulse.

Fußball in der höchsten Vorsichts-Kategorie

Beide Fan-Lager mussten nach ihrem Zwölfminuten-Schweigeprotest gegen die DFL und deren Investoren-Plan aber einsehen, dass Abstiegskampf auch eine Geduldsfrage ist. Die Angst vor dem Fehlerteufel sorgte für Fußball in der höchsten Vorsichts-Kategorie. Nach 38 Minuten musste sich Union-Schlussmann Frederik Rönnow erstmals nach einem Ball strecken, als Denis Huseinbasic im Strafraum zum Schuss kam.

Noch brenzliger wurde es, als Rönnow gegen Huseinbasic und Jan Uwe Thielemann gleich doppelt klären musste (43.). Kölns Schlussmann Schwäbe wurde in der ersten Halbzeit hingegen primär für Anwesenheit bezahlt.

Bjelica brachte nach der Pause den zuletzt wegen fehlendem Trainingsfleiß noch ausgemusterten Stürmer Fofana für den weiter glücklosen Kevin Behrens. Im Blickpunkt stand aber wieder Rönnow, der gerade noch einen Kopfball von Kölns Ex-Herthaner Davie Selke entschärfen konnte (49.).

Hollerbach schien dieser Spielverlauf nicht zu gefallen. Energisch drang er in den Kölner Strafraum ein und drosch den Ball in den Winkel. Eine glückliche Führung der Berliner, die Hollerbach eine Minute später selbst fast erhöht hätte, doch Schwäbe tauchte rechtzeitig zur Parade ab. Mehrfach rettete der Köln-Keeper nun bei Konterchancen der Berliner. Gegen Fofanas Schuss aus spitzem Winkel war er aber machtlos.

Von Arne Richter, dpa