Unioner Cup-Coup nach Isco-Posse: Sieg gegen Wolfsburg

Die Pokal-Helden des 1. FC Union Berlin hüpften vor ihrem treuen Anhang und ließen die Fans vom Finale in der Hauptstadt träumen. Die Eisernen haben sich auch vom geplatzten Isco-Transfer nicht vom Erfolgsweg abbringen lassen und das Viertelfinale im DFB-Pokal erreicht. Der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga gewann gegen den VfL Wolfsburg mit 2:1 (1:1) und feierte damit den vierten Sieg im vierten Pflichtspiel in diesem Jahr.

Nur wenige Stunden nachdem der Deal mit dem ehemaligen Real-Star Isco doch nicht zustande gekommen und der Spanier schon wieder auf dem Weg in die Heimat war, holten die Berliner einmal mehr einen Rückstand auf: Nach der frühen Gäste-Führung durch Luca Waldschmidt in der fünften Minute glich der Ex-Wolfsburger Robin Knoche aus (12.). Das Siegtor erzielte Kevin Behrens (79.) vor 22.012 Fans im ausverkauften Stadion an der Alten Försterei. Daran änderte auch die Gelb-Rote Karte für Berlins Niko Gießelmann kurz vor Schluss nichts mehr (87.).

«Es ist ein verdienter Sieg, das Spiel war eng umkämpft. So stellt man sich das vor, wenn man reinkommt – ein überragendes Gefühl. Wir sind ein geiler Haufen. Es macht Spaß bei uns», sagte der eingewechselte Matchwinner Behrens beim TV-Sender Sky und fügte mit Blick auf den gescheiterten Isco-Transfer hinzu: «Natürlich haben wir darüber geredet. Wir haben es super weggesteckt und den ein oder anderen Scherz gemacht.» Rani Khedira betonte, dass Union auch ohne Isco «eine geile Truppe» sei.

Letzter Tag von Schmadtke

Bei den Wölfen endete der letzte Arbeitstag von Sportchef Jörg Schmadtke mit einer Enttäuschung. «Ich gehe erhobenen Hauptes von der Bühne und bin froh, dass ich mich mit 58 Jahren um andere Dinge kümmern kann», sagte Schmadtke und fügte mit Blick auf das Spiel hinzu: «Es war ein klassisches Union-Spiel. Wir sind gut reingekommen, machen drei Fehler zum Gegentor und werden am Ende ausgekontert. Es fehlte der letzte Punch, den hatte Union. Wir haben uns die Niederlage ein Stück weit selbst zuzuschreiben.»

Damit kassierte Trainer Kovac nach 16 Pokal-Erfolgen in Serie wieder eine Niederlage. Der Kroate, der Eintracht Frankfurt und den FC Bayern zum Pokalsieg geführt hatte, verpasste damit den Rekord von Hennes Weisweiler aus den 1970er Jahren.

Den ganzen Tag über hatte die Transferposse um Isco den Köpenicker Club in Atem gehalten. Der fünfmalige Champions-League-Sieger hatte sogar schon den Medizincheck absolviert und sollte einen Vertrag bis 2024 plus Option auf ein weiteres Jahr erhalten. Laut Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert habe die Beratungsagentur des Spaniers aber Änderungen verlangt, wodurch schließlich der Transfer platzte. «Da lassen wir uns, auch wenn der Spieler schon hier ist, nicht darauf ein, irgendwelche Dinge zu tun, die nicht zu uns passen», sagte Ruhnert dem TV-Sender Sky, während die Isco-Seite das Problem bei Union sah.

Isco ein Thema im Team

Berlins Trainer Urs Fischer räumte ein, dass es den ganzen Tag ein Thema im Team war. Womöglich war dies auch der Grund, warum die Berliner bei heftigem Regen den Start total verschliefen. Waldschmidt traf bei der ersten Torchance aus kurzer Entfernung, nachdem die Unioner bereits aus dem Strafraum gerückt waren. Janik Haberer hob allerdings das Abseits auf, als er an der Torauslinie zurück ins Spielfeld lief.

Der Bundesliga-Zweite brauchte aber nicht lange, um sich von dem Schock zu erholen. Und mal wieder führte eine Standardsituation zum Erfolg. Nach einer kurzen Ecke flankte der von Celtic Glasgow verpflichtete kroatische WM-Teilnehmer Josip Juranovic bei seinem Startelf-Debüt auf Knoche, der nur noch einschieben musste. Für den Verteidiger war es ein besonderes Tor, schließlich war er schon in der C-Jugend nach Wolfsburg gewechselt und hatte dort auch sein Bundesliga-Debüt gegeben.

Intensiver Kampf

Es entwickelte sich erwartungsgemäß ein intensiver und körperbetonter Pokal-Fight. Die Berliner erarbeiteten sich nach und nach ein Übergewicht und hatten Mitte der ersten Halbzeit die große Chance zur Führung, als Jordan per Kopf nur das Lattenkreuz traf (27.). Da wäre Keeper Pavao Pervan, der für den erkälteten Koen Casteels zwischen die Pfosten gerückt war, zum zweiten Mal machtlos gewesen. Auf der Gegenseite prüfte Paulo Otavio den Berliner Schlussmann Frederik Rönnow (37.).

Im zweiten Durchgang hatte der VfL Vorteile, ohne sich aber großartige Chancen zu erspielen. Dagegen präsentierten sich die Berliner wieder eiskalt. Nach einer Flanke von Rani Khedira legte Sheraldo Becker den Ball per Kopf perfekt in die Mitte für Behrens auf, der nur noch einschießen musste.

Jens Marx und Stefan Tabeling, dpa