«Unsinn»: Rettig kritisiert Uli Hoeneß erneut

Fußballfunktionär Andreas Rettig hat kurz vor WM-Start erneut Uli Hoeneß für dessen Aussagen über Gastgeber Katar kritisiert.

«Den Unsinn, den Herr Hoeneß in Sachen Frauenfußball transportiert, ist ja erkennbar und nachweisbar Sportswashing», sagte der frühere Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga im Interview des «FC PlayFair!», einem Verein für Integrität und Nachhaltigkeit im Fußball.

«Zu glauben, die Frauen des FC Bayern fliegen dorthin und schon nimmt die Entwicklung des Frauenfußballs in Katar rasant Fahrt auf, ist falsch», meinte Rettig: «Es gibt eigentlich keine am Spielbetrieb teilnehmende Frauennationalmannschaft. Die sind gar nicht mehr in der FIFA-Weltrangliste gelistet, weil die gar keine Spiele machen.»

Der «König der Scheinheiligen» und der «Katar-Lobbyist»

Rettig und Hoeneß waren bereits Ende September verbal aneinander geraten, als der Ehrenpräsident des FC Bayern München spontan in der Sendung «Doppelpass» von Sport1 angerufen und dabei die Kritik an Katar als überzogen und den als Gast anwesenden Rettig als «König der Scheinheiligen» bezeichnet hatte. Rettig nannte Hoeneß daraufhin einen «Katar-Lobbyisten».

Für Rettig ist die WM im Emirat, das unter anderem wegen der Menschenrechtslage in der Kritik steht, der «absolute Tiefpunkt der Turbokommerzialisierung». Durch die Austragung würden für jeden erkennbar «die Werte des Sportes verkauft» werden. Der 59-Jährige will sich so gut wie keine WM-Spiele im TV anschauen und stattdessen «in die Kneipen gehen, die den Slogan „Kein Katar in meiner Kneipe“ umsetzen».

Dass die WM in Katar Positives bewirken kann, glaubt Rettig anders als zum Beispiel Hoeneß nicht. «Mir ist kein sportliches Großereignis bekannt, welches zu positiven gesellschaftlichen Veränderungen geführt hat. Im Gegenteil. Wenn wir nach China oder nach Russland schauen», sagte der frühere Sportchef von Zweitligist FC St. Pauli.

Veränderungen würden immer nur durch Zivilgesellschaften erreicht werden, doch die etwa 300.000 katarischen Staatsbürger hätten einen «exorbitant hohen Lebensstandard» und würden «wie im Schlaraffenland» leben. «Ich kann nicht erkennen, warum dort ein Veränderungswille stattfinden soll.»