Unverhofft zum Debüt: Grotian tritt auf ganz große Bühne

Wie Laura Dahlmeier vor elf Jahren feiert Biathlon-Nachwuchshoffnung Selina Grotian in Nove Mesto überraschend ihr WM-Debüt. Dabei war allein die Nominierung ohne erfüllte WM-Norm für die 19-Jährige schon eine große Überraschung.

«Ich rechne nicht mit einem Einsatz, will einfach schauen, wie es ist bei der WM und alles mitnehmen, Erfahrungen sammeln», hatte Grotian kurz vor den Weltmeisterschaften in Tschechien im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Lob von Bitterling

Doch nun kommt die fünfmalige Junioren-Weltmeisterin, die als größtes Talent seit Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier gilt, im Einzel (17.10 Uhr/ARD und Eurosport) über 15 Kilometer zum Einsatz, zudem laufen Franziska Preuß, Vanessa Voigt und Janina Hettich-Walz. «Selina hat sehr gut trainiert. Sie ist sehr stabil, sehr spritzig und war auch am Schießstand wirklich gut», sagte Sportdirektor Felix Bitterling.

Grotian war in dieser Saison von Beginn an im Weltcup dabei. Nach durchwachsenen Leistungen mit Plätzen zwischen 21 und 77 fiel sie dann vor den Heimrennen in Ruhpolding aus dem A-Team und lief wieder im zweitklassigen IBU-Cup, ehe sie bei der WM-Generalprobe in Antholz in die Eliteliga zurückkehrte. 

Locker und ohne Druck

Die Degradierung gefiel ihr gar nicht, im Nachhinein hatte es aber auch etwas Positives. «Ich habe mich dann auf die Herausforderung gefreut, dass ich mich wieder hocharbeiten kann. Es hat mich wieder ein Stück weiter gebracht», sagte Grotian, die im Vorjahr die Gesamtwertung im IBU-Cup gewonnen hatte. 

Sie geht immer locker und ohne Druck in die Rennen, kann Rückschläge gut wegstecken. «Es ist meine Art, alles auf mich zukommen zu lassen. Läuft es mal nicht so gut, hake ich das relativ schnell ab und schaue nach vorn. Denn ich denke mir, es gibt viel schlimmere Dinge im Leben, die passieren können», sagte die Skijägerin des SC Mittenwald, die wie Neuner und Dahlmeier von Heimtrainer Bernhard Kröll betreut wird. 

Vielleicht ist die Geschichte Dahlmeiers ein gutes Omen. Ohne einen Weltcup-Einsatz war die damals ebenfalls 19-Jährige 2013 als WM-Reservistin nach Nove Mesto gereist. Überraschend wurde die spätere zweimalige Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin für die Staffel nominiert und brachte das Team als einzige fehlerfreie deutsche Schützin von Platz acht an die Spitze – auch, wenn es am Ende mit Rang fünf nicht für eine Medaille reichte.