Rund 100 Missbrauchsopfer des früheren US-Sportarztes Larry Nassar, darunter Turn-Superstar Simone Biles, sollen von der US-Regierung entschädigt werden. Das Justizministerium habe sich offenbar bereit erklärt, rund 100 Millionen Dollar zu zahlen, wie das «Wall Street Journal» und die Nachrichtenagentur AP berichteten.
Die betroffenen Frauen und Mädchen hatten in einer Klage der obersten Sicherheitsbehörde FBI vorgeworfen, Missbrauchshinweisen zu spät nachgegangen zu sein, wodurch Nassar mehr als ein Jahr bis zu seiner Verhaftung im Herbst 2016 weitere Taten verüben konnte.
Vor Monaten hätten laut «Wall Street Journal» die Frauen eine außergerichtliche Vereinbarung im Grundsatz akzeptiert. Ausgezahlt wurde die Summe nach AP-Angaben aber noch nicht. Eine Stellungnahme lehnte das Justizministerium ab.
Nassar (60) war mehr als 20 Jahre Arzt des US-Turnverbandes und der Turnerinnen an der Michigan State University. In dieser Zeit soll er 265 Frauen und Mädchen sexuell missbraucht haben, darunter die Olympiasiegerinnen Simone Biles, Aly Raisman und McKayla Maroney. FBI-Chef Christopher Wray hatte im September 2021 in einer Aussage im US-Senat das «unentschuldbare» Versagen seiner Behörde eingeräumt.
Auch Biles hatte ausgesagt
Nassar bekannte sich im November 2017 schuldig und wurde wegen sexueller Übergriffe in mehr als 250 Fällen in drei Urteilen mit Strafen von insgesamt bis zu 175 Jahren Gefängnis verurteilt. Auch Weltstar Biles hatte in dem Prozess neben weiteren mehr als 150 Betroffenen ausgesagt.
Den Missbrauchsopfern waren zuvor schon Entschädigungszahlungen zugesprochen worden, insgesamt wären es nun rund eine Milliarde Dollar. 500 Millionen Dollar hatte 2018 die Michigan State University als ehemaliger Arbeitgeber Nassars bei einem Vergleich zugesagt, mit dem Verband USA Gymnastics war im Jahr 2021 eine Vereinbarung über 380 Millionen Dollar getroffen worden.