Verständnis in Neuseeland – Katar wehrt sich gegen Vorwürfe

Nach dem Spielabbruch wegen angeblicher rassistischer Beleidigungen hat sich nun der Fußballverband des ehemaligen WM-Gastgebers Katar ausführlicher geäußert und seinerseits Vorwürfe erhoben.

Während in Neuseeland mit Verständnis auf die Entscheidung seiner Nationalmannschaft reagiert wurde, das Testspiel gegen Katar am vergangenen Montag abzubrechen, hieß es vom Verband Katars, dass ihr Spieler nach dessen eigenen Angaben rassistisch beschimpft worden sein soll.

In der Mitteilung via Twitter bestätigte Katars Verband, dass Nationalspieler Yusuf Abdurisag einen Wortwechsel mit einem Gegner kurz vor der Pause «in der Hitze des Moments» gehabt habe. Abdurisag habe aber betont, keine rassistische oder diskriminierende Sprache benutzt oder gegen einen Gegenspieler gerichtet zu haben. Im Gegenteil, hieß es, Abdurisag habe betont, dass er während des Spiels rassistisch beleidigt worden sei. Der Verband nehme die Vorwürfe aber unglaublich ernst und setze sich gegen Rassismus in jeder Form ein.

Neuseeland brach Testspiel zur Halbzeit ab 

Die All Whites waren am Montagabend zur zweiten Halbzeit der Partie im österreichischen Ritzing in der Kabine geblieben. «Wir unterstützen voll und ganz die Aktion unserer Spieler, die sich gemeinsam auf diese Vorgehensweise geeinigt haben», sagte der Chef des neuseeländischen Fußballverbandes, Andrew Pragnell. «Wir wollen nie, dass ein Spiel abgebrochen wird, aber manche Probleme gehen über den Fußball hinaus und es ist wichtig, Stellung zu beziehen», betonte er.

Was war passiert? Innenverteidiger Michael Boxall soll gegen Ende der ersten Halbzeit nach Verbandsangaben von einem katarischen Spieler rassistisch beschimpft worden sein. Obwohl Teamkollegen den Vorfall dem Schiedsrichter gemeldet hätten, habe dieser keine Maßnahmen ergriffen, hieß es. Boxall (34) spielt in der amerikanischen Major League Soccer für FC United Minnesota. Was genau gesagt wurde, war weiter unklar. Es gab auch keine Kamera-Aufnahme von dem Vorfall.

Der österreichische Schiedsrichter Manuel Schüttengruber gab an, die angebliche Beschimpfung nicht bemerkt zu haben, diese sei auf dem Platz auch kein Thema gewesen. Erst in der Pause sei er von den Neuseeländern informiert worden, dass diese nicht mehr einlaufen wollen. «Ich war dann verwundert. Man hat mir dann mitgeteilt, dass es eine rassistische Beleidigung gegeben hat, es gehe um das N-Wort», sagte Schüttengruber dem ORF. Er habe einen Bericht verfasst, der nun auch an die FIFA weitergeleitet wird. An eine vollständige Aufklärung der tatsächlichen Vorkommnisse im Nachhinein glaubt er aber nicht. «Das ist aber wohl ganz schwierig, da jetzt etwas herauszufinden», sagte der Referee.

«Ich werde nicht näher auf die Art des Kommentars eingehen, aber er war wirklich schwerwiegend und meiner Meinung nach abscheulich und hat absolut keinen Platz auf dem Fußballplatz oder anderswo, also möchte ich ihn nicht wiederholen», betonte Pragnell. Auch Sportminister Grant Robertson lobte die Abbruch-Entscheidung. «Ich unterstütze die Mannschaft dabei, wie sie ihren Kollegen unterstützt und sich gegen Rassismus gewehrt hat. Das sollten wir alle tun.»

Katars Trainer war überrascht von Abbruch

Der Verband des ehemaligen WM-Gastgebers Katar hatte sich in einem Tweet zunächst nur zum Rückzug der All Whites geäußert, ehe die weitere Stellungnahme folgte und der Verbandschef Abdurisag zudem die volle Rückendeckung zusicherte.  

Katarische Medien zitierten Nationalcoach Carlos Queiroz mit den Worten, er sei überrascht über die Entscheidung des Gegners gewesen. «Der Schiedsrichter hat den Austausch nicht mitbekommen, niemand auf der Bank und die Trainer auch nicht», sagte er. «Es war nur ein Streit zwischen zwei Spielern.» Er hoffe, dass die FIFA den Vorfall untersuchen wird.

U21-Länderspiel ebenfalls abgebrochen

Zu einem Abbruch kam es am Montag auch bei einem U21-Länderspiel zwischen den Mannschaften aus Irland und Kuwait. Wie der irische Verband via Twitter mitteilte, sei ein Auswechselspieler von einem Spieler aus Kuwait rassistisch beleidigt worden. Der Vorfall wurde den Verbänden FIFA und UEFA gemeldet, hieß es von den Iren.

Auf Twitter reagierte die Kuwait Football Association in einem Statement abwehrend auf die Vorwürfe des irischen Verbands. Die Berichte über rassistische Beleidigungen während des Spiels im österreichischen Bad Radkersburg seien «falsch und werden kategorisch zurückgewiesen». Die kuwaitischen Fußballer würden sich durch «Disziplin, gute Manieren und vorbildliches Verhalten» auszeichnen: «Keinem von ihnen ist es erlaubt, sich gegenüber anderen ungebührlich zu verhalten.»